Der Lebenslauf, der erste Eindruck im Gespräch oder kluge Fragen haben großen Einfluss darauf, wer am Ende den Zuschlag für den Job erhält. Darüber hinaus sollten Manager jedoch auch auf vermeintlich nebensächliche Verhaltensweisen der Kandidaten achten. Denn die Art und Weise, wie sich Bewerber in bestimmten Situationen verhalten, sagt viel über ihr Wesen aus. Vier Beispiele im Überblick.
Muffelig am Empfang
Der Bewerber überzeugt gleich zu Beginn des Vorstellungsgesprächs mit verbindlichem Händedruck und sympathischem Lächeln? Das ist schon mal gut. Um sicherzugehen, dass ein Kandidat wirklich freundliche Umgangsformen pflegt und sich nicht nur dem Chef und Personalern gegenüber vorbildlich verhält, kann es nicht schaden, mal bei den Damen und Herren vom Empfang nachzufragen. Denn sie haben den Bewerber bereits vor dem Gespräch erlebt, als er sich noch unbeobachtet fühlte. Grüßte er auch da? Oder verhielt er sich hektisch oder gar herablassend? Wenn es darum geht, herauszufinden, ob hinter der netten Fassade eines Bewerbers tatsächlich ein netter Zeitgenosse steckt, ist es sinnvoll, möglichst viele Mitarbeiter und Kollegen nach ihrem Eindruck zu fragen.
Lästerfreudig über den Ex-Arbeitgeber
Gerade dann, wenn Bewerber derzeit noch für ein anderes Unternehmen tätig sind, stellen Personaler ihnen oft die Frage, weshalb sie sich weg bewerben. Holt ein Kandidat in dieser Situation zum Rundumschlag gegen seinen bisherigen Arbeitgeber aus, zeugt das von wenig Stil. Auch allzu persönliche Begründungen mit intimen Details sind fehl am Platz, schließlich sitzt der Bewerber nicht seinem Psychologen, sondern Personalverantwortlichen gegenüber. Erklärt das Gegenüber seine Gründe hingegen schlüssig, zum Beispiel mit dem Wunsch, eine neue Branche kennen zu lernen, können Manager hinter die Frage gedanklich einen grünen Haken setzen.
Schläfrig im Gespräch
Der Small Talk zu Beginn ist vorbei, der Bewerber hat die ersten Fragen beantwortet. Jetzt sind Sie an der Reihe, das Unternehmen und die künftigen Tätigkeiten des potenziellen neuen Mitarbeiters vorzustellen. Da viele Kandidaten die meisten Informationen wahrscheinlich schon aus der Stellenausschreibung kennen und es nach der Fragerunde nicht einfach ist, die Konzentration aufrecht zu erhalten, drohen sie in dieser Situation müde zu werden. Doch wer bereits im Vorstellungsgespräch stellenweise abwesend wirkt und den Blickkontakt zum Gegenüber verliert, könnte auch später im Berufsalltag schnell desinteressiert wirken – und womöglich auch sein. Ein Warnsignal für Manager.
Unaufmerksam vor dem Abschied
Wenn die letzten Rückfragen des Bewerbers beantwortet sind und das weitere Prozedere besprochen wurde, neigt sich das Vorstellungsgespräch dem Ende. Trotzdem kann ein Bewerber auch jetzt noch einiges richtig oder falsch machen. Bedankt er sich bei allen Gesprächsteilnehmern für das interessante Treffen oder verlässt er nahezu fluchtartig den Raum? Lässt sie ihre Tasse auf dem Tisch stehen oder bietet sie zumindest an, sie in die Teeküche zu bringen? Oder ruft er noch in Hörweite aufgeregt die Mutter oder Freundin an, um vom Gespräch zu berichten? In der Stresssituation des Vorstellungsgesprächs können Bewerbern kleine Unaufmerksamkeiten schon einmal passieren. Trotzdem sollten Manager bis zum Schluss auf Details achten, die darauf hindeuten können, wie sozial kompetent ein Kandidat ist.
Über die Autorin
Felicitas Wilke, Jahrgang 1990, hat BWL und Journalismus studiert und die Deutsche Journalistenschule besucht. Sie arbeitet als freie Journalistin in München.
Beruflich begeistert sie sich für Themen rund um Wirtschaft, privat bereist sie gerne Skandinavien und hat ein Herz für schwarz-gelben Fußball aus dem Ruhrgebiet.