Sie sind auf einer Konferenz oder Messe und haben gerade viele Businesskontakte geknüpft. Jetzt steht einer der neuen Bekannten lächelnd vor Ihnen und möchte das Gespräch wieder aufnehmen. Doch Sie sind ratlos – wer war das gleich noch mal? So ergeht es den meisten Menschen. Sie können sich nur schwer Gesichter oder die passenden Namen merken. Mit den richtigen Strategien gelingt es Ihnen, ein besseres Namensgedächtnis zu bekommen und so der nächsten peinlichen Situation beim Networking zu entgehen.
Warum wir uns keine Namen merken können
Dr. Clea Warburton und Dr. Gareth Barker von der Universität Bristol haben sich mit der Frage beschäftigt, wie das Gedächtnis funktioniert. In einer Studie stellten sie fest, dass beim Abspeichern von abstrakten Informationen mehrere unterschiedliche Hirnareale parallel gefordert werden. Wir merken uns also nicht nur den Namen, sondern auch wann und wo wir eine Person getroffen haben, um ein ganzheitliches Bild im Gehirn abzuspeichern. Je besser die verschiedenen Regionen zusammenarbeiten, desto schneller kann man sich auch Namen und Gesichter einprägen und abrufen.
Welcher Gedächtnistyp sind Sie?
Je nachdem, ob Sie eher der auditive, der motorische oder der visuelle Gedächtnistyp sind, gibt es unterschiedliche Strategien, um die Merkfähigkeit zu unterstützen. Der auditive Typ lernt besonders gut beim Zuhören. Darum sollten Sie einen neuen Namen für sich laut aussprechen, um ihn sich zu merken. Als haptischer oder motorischer Typ notieren Sie sich den Namen im Geiste auf einem Blatt Papier. Weil unser Gehirn am besten mit Bildern umgehen kann, haben praktisch alle Menschen ein gutes visuelles Gedächtnis. Darum funktionieren bei jedem gewisse „Mnemotechniken“ als Gedächtnistraining.
Werden Sie Gedächtniskünstler
Sogenannte „Mnemotechniken“ – Techniken zum Gedächtnistraining – wurden schon im alten Griechenland angewendet. Heute brillieren mit ihrer Hilfe Gedächtniskünstler auf Meisterschaften und merken sich Zahlen im hundertstelligen Bereich. Mnemotechniken sind für jeden Menschen leicht zu erlernen und funktionieren genauso, wie es Dr. Clea Warburton und Dr. Gareth Barker in Ihrer Studie beschreiben. Sie aktivieren unterschiedliche Gehirnareale, um sich eine Information einzuprägen und verknüpfen dafür assoziierte Bilder mit Informationen.
Die Anker-Schlüsselwort-Methode gilt als effektivste Strategie zum Merken von Namen. Suchen Sie nach einem visuellen Anker bei Ihrem Gegenüber. Das kann eine große Nase sein oder ein auffallend hübsches Lächeln. Suchen Sie jetzt nach einem Symbol für den Namen, das Ihnen passend erscheint. Eine Barbara können Sie mit einem Rhabarberkuchen verknüpfen, einen Christian mit einem Kreuz.
Jetzt ordnen Sie das Symbol dem Anker zu. Die hübsche Barbara isst den Rhabarberkuchen und zeigt dabei ihr unwiderstehliches Lächeln, und Christian hängen Sie das Kreuz einfach an die große Nase. Bei Vor- und Nachnamen verbinden Sie die Schlüsselwörter und den Anker in einem Merksatz. Barbara Heumann merken Sie sich dann beispielsweise so: Sie lächelt strahlend (Anker), als sie den Rhabarberkuchen (Barbara) sieht, doch als sie merkt, dass der Kuchen mit Heu gefüllt ist, schaut sie finster wie die böse Königin aus Schneewittchen (Heumann). Das Ganze funktioniert am besten mit sehr kreativen, ungewöhnlichen Bildern.
Learning by doing
Um den Namen weiter im Gedächtnis zu verankern, empfehlen viele Experten, sein neues Gegenüber im Laufe des ersten Gespräches mehrmals direkt mit dem Namen anzusprechen. Das hilft dabei, instinktiv das Gesicht mit dem Namen zu verbinden und unterstützt gleichzeitig das auditive Lernen. Schauen Sie Ihrem Gesprächspartner dabei direkt in die Augen.
Psychologen fanden heraus, dass die Augen wichtig sind, um ein Gegenüber zuverlässig zu identifizieren. Vermeiden Sie es aber, Ihr Gegenüber anzustarren, sonst kann sich Ihr neuer Kontakt leicht bedrängt fühlen.
Nutzen Sie moderne Technik, wenn es zu viel wird
In manchen Situationen stoßen Sie aber doch an die Grenzen Ihrer Merkfähigkeit. Wenn Sie realisieren, dass Sie mit den psychologischen Strategien nicht mehr weiterkommen, sollten Sie die neuen Kontakte so schnell es geht in Ihr Smartphone aufnehmen und vielleicht sogar mit einem Bild abspeichern. Oder Sie verknüpfen sich direkt in den klassischen sozialen Business-Netzwerken mit Ihren neuen Kontakten. So geht Ihnen garantiert niemand mehr verloren.