Das Panel Interview: Führungskräfte im Kreuzverhör

Bewerbungsgespräche können nervös machen. Erst Recht, wenn Sie einem Gremium aus mehreren Beurteilern Rede und Antwort stehen müssen. Panel Interviews sind in den USA nichts Ungewöhnliches. Im deutschsprachigen Raum sind es meist hochrangige Führungskräfte, die ein solches Bewerbungsgespräch meistern müssen und dabei von einer ganzen Reihe aus Senior Level Managern ins Kreuzverhör genommen werden. Doch ein Panel Interview ist nicht so schlimm wie es vielleicht den Anschein macht. Mit der richtigen Perspektive und gezielter Vorbereitung können Sie von sich überzeugen.

preparing for a panel interview

Was und vor allem: warum?

Im akademischen Bereich sind Panel Interviews schon lange die Regel – denken Sie nur an die Verteidigungen von Abschlussarbeiten und Dissertationen. Doch auch Unternehmen setzen zunehmend auf diese Taktik, wenn sie nach einer neuen Führungskraft suchen. Viele Personalverantwortliche schätzen die Gelegenheit, alle Stakeholder bei einem Bewerbungsgespräch zur Stelle zu haben. Zudem wollen sie sehen, wie Sie unter Druck in einer Gruppe interagieren. So schlagen Personalverantwortliche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn sie können die Beurteilung mehrerer Senior Manager mit spezifischen Fachkenntnissen einbeziehen, um die Eignung eines Kandidaten für eine Führungsposition abzuschätzen.

Ein „Panel“ besteht in der Regel aus drei bis fünf Personen. Meist ist ein Personalverantwortlicher dabei, Ihr zukünftiger direkter Vorgesetzter, ein Manager aus einer Abteilung, die ebenfalls zum Bereich gehört, in dem die Stelle angesiedelt ist, ein Mitglied der Buchhaltung und in vielen Fällen auch ein Mitglied Ihres zukünftigen Teams. Jede dieser Personen hat eine eigene Agenda und wird verschiedene Bereiche Ihres beruflichen Werdegangs sowie Ihrer Qualifikationen ausleuchten. Manchmal leitet eine Person das Bewerbungsgespräch, während die anderen sich zurückhalten. Manchmal werden Sie auch von allen Seiten mit Fragen bombardiert werden.

Die Perspektive macht’s

Die Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch wird Ihnen leichter fallen, wenn Sie sich vor Augen führen, wie Sie von einem Panel Intervies profitieren. Denn gegenüber dem traditionellen Gespräch unter vier Augen hat es zahlreiche Vorteile. Zum einen gibt es Ihnen die Möglichkeit, einen realistischen Blick auf die Unternehmenskultur Ihres potentiell neuen Arbeitgebers zu erhaschen. Reden die Kollegen offen miteinander oder sind im Gespräch klare Hierarchien erkennbar? Haben sie das große Ganze im Blick und wissen, was in anderen Abteilungen vor sich geht? Oder kümmern sie sich nur um sich selbst? All das sind wertvolle Informationen, die Ihnen in einem üblichen Bewerbungsgespräch vorenthalten geblieben wären.

Gruppeninterviews sind zudem gerechter. Wenn einer der Fragensteller in Ihnen nicht die Idealbesetzung sieht, andere sich jedoch zu Ihren Gunsten aussprechen, haben Sie Ihre Chance auf die Position noch nicht verpasst. In der Regel haben Sie in einem Panel Interview bessere Chancen zu zeigen, was in Ihnen steckt und wie Sie dem Unternehmen von Nutzen sein können. Eine größere Anzahl an Fragenstellern bedeutet auch ein größeres Spektrum an Fragen. Und wenn es an Ihnen ist, Fragen zu stellen, können Sie diese an den beruflichen Hintergründen der Fragensteller ausrichten und damit Ihre Expertisen besser herausstellen. Zum Beispiel können Sie ein mögliches zukünftiges Teammitglied nach seiner Einstellung zum Mentoring befragen, wobei Sie Ihre eigenen Erfahrungen als Mentor einbringen können.

Bereiten Sie sich auf die Unterschiede vor

Die Fragen, die in einem Panel Interview gestellt werden, haben Sie wohl schon in einigen anderen Vorstellungsgesprächen gehört: „Beschreiben Sie einen Fall, bei dem Sie völlig umdenken mussten“ oder „Was war Ihr größter Erfolg auf Ihrer letzten Stelle?“. Das einzig neue ist das „Format“, in dem diese Fragen gestellt werden. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie einer größeren Gruppe antworten, statt einer einzelnen Person. Dabei hängt Ihr Erfolg mitunter davon ab, ob es Ihnen gelingt, Verbindungen zwischen einzelnen Fragen herzustellen: Beziehen Sie sich daher auf vorherige Kommentare und Fragen und zeichnen Sie ein umfassendes Bild von sich und Ihren Kenntnissen. Teil der Herausforderung ist auch, dass Sie möglichst schnell ein gutes Verhältnis zu mehreren unbekannten Menschen aufbauen.

In einigen Fällen werden Kandidaten gebeten, eine Präsentation für das Gremium vorzubereiten, bevor es ans Interview geht. Oft wird ihnen dafür im Vorfeld eine Fallstudie zur Verfügung gestellt, die sie im Bewerbungsgespräch kurz vorstellen sollen. Dabei werden ihre Fähigkeiten zur Präsentation und Kommunikation auf die Probe gestellt. Sorgen Sie dafür, dass Sie mit jedem Mitglied des Gremiums Blickkontakt herstellen, lächeln Sie und bleiben Sie ruhig – egal, wie nervös Sie sind.

Versuchen Sie, jeden Einzelnen während des Panel Interviews in Ihren Bann zu ziehen. Es mag den Anschein haben, als wäre eine Person wortführend – wiederstehen Sie jedoch dem Reflex, nur mit dieser zu sprechen. Vielleicht halten sich andere Mitglieder des Gremiums etwas zurück, doch zählt am Ende jede Stimme. Ignorieren Sie also niemanden und stellen Sie jedem mindestens eine Frage.

Von A bis Z

Sobald Sie erfahren, dass Sie beim Bewerbungsgespräch vor ein Gremium treten, sollten Sie Erkundigungen einholen: Fragen Sie nach Details, nach Namen der Teilnehmern und deren Positionen. Mit diesen Informationen können Sie auf eigene Faust Recherchen betreiben und sich schon einmal mit den Personen vertraut machen, die Sie befragen werden.

Bringen Sie am Tag des Panel Interviews genügend sorgfältig geheftete Kopien Ihres Lebenslaufs und Ihrer Bewerbungsunterlagen mit und verteilen Sie diese an die Mitglieder des Gremiums. Bitten Sie diese zugleich um deren Visitenkarten – so stellen Sie sicher, dass Sie jeden mit dem richtigen Namen ansprechen. Stellen Sie sich jedem Mitglied einzeln vor und halten Sie Blickkontakt mit allen, wenn Sie eine Frage beantworten. Behalten Sie stets im Hinterkopf, dass Sie jede Antwort an die Gruppe richten – nicht nur an den Fragensteller. Nach dem Interview macht es sich gut, wenn Sie eine Email an das Gremium schreiben und sich bei jedem für den Austausch bedanken. So meistern Sie den nächsten Karriereschritt.

Über die Autorin:

Kate Rodriguez
Kate Rodriguez arbeitet als freie Marketing-Texterin in München. Sie besitzt mehr als 20 Jahre Erfahrung in öffentlichen und privaten Organisationen. Sie war als internationale Handelsanalytikerin für die US-Regierung tätig und arbeitete als Karrierecoach an einer Universität, wo sie sich auf internationale Karriere spezialisiert hat. Zuletzt arbeitete sie für Experteer im Kundenservice sowie anschließend als Online Marketing Manager.



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