Das Vorstellungsgespräch ist ein Nährboden für die unglaublichsten Geschichten. Dort treffen Bewerber auf Personaler, freie Kreativität auf fundierte Kenntnisse. Dann wird es oft spannend. Manchmal lustig. Und ab und zu auch richtig strange! 7 Verhaltensweisen, mit denen Sie Ihr Bewerbungsgespräch garantiert in den Sand setzen.

Nicht nur Arroganz und Desinteresse sind Karrierekiller. So schießen Sie sich im Vorstellungsgespräch ins Aus.
Eigentlich hatte sich Top-Recruiter Gary Chaplin mit Herrn Watson zum Gespräch verabredet. Nun aber saß ihm in seinem Büro eine Frau gegenüber. Die sich als Watsons Gattin vorstellte. Ihr Mann sei erkrankt und sie würde nun an seiner Stelle das Vorstellungsgespräch mit dem Headhunter führen. Um triumphierend hinzuzufügen: „Ich weiß ohnehin alles über seine Karriere.“ Da war selbst ein gestandener Recruiter wie Chaplin, sagen wir mal, irritiert. Wenn es um merkwürdige bis skurrile Situationen aus Vorstellungsgesprächen geht, können viele Personaler aus einem reichhaltig gefüllten Nähkästchen der Bewerbereitelkeiten plaudern. Denn Bewerber sind eben nicht nur Humankapital, sondern in erster Linie Menschen. Denen nichts allzu Menschliches fremd ist ….
Um einen Job zu ergattern, werden Bewerber und Bewerberinnen in ihrer Not immer erfinderischer. Folgende Strategien sollten Sie dabei im Gespräch mit einem Recruiter oder Personaler allerdings auf jeden Fall vermeiden:
- Scheinbares Desinteresse zeigen
- Arroganz an den Tag legen
- Unpassende Kleidung tragen
Dies sind für 73% der im Rahmen einer Umfrage des US-amerikanischen Portals careerbuilder.com befragten Manager und Personaler die echten „Deal breaker“. Und 51% der befragten Personaler gaben an, innerhalb der ersten fünf Minuten des Gesprächs zu erkennen, ob der Kandidat auf den Job passt… Echte Hellseher eben.
Die Albträume eines jeden Personalchefs
Desinteressiert tun, arrogant lächeln und mies gekleidet sein – das kann wirklich jeder. Aber das schier unglaubliche Verhalten mancher Bewerber lässt abgrundtief in deren Psyche blicken. Die folgenden Situationen hat sich kein Recruiter oder Headhunter aus den Fingern gesogen. Diese Begegnungen der dritten Art haben tatsächlich stattgefunden. So und nicht anders.* Lesen und erschaudern Sie!
1. Die Unersättlichen
Ein Bewerber kaute während des Jobinterviews seine mitgebrachte Pizza – ohne dem Gegenüber etwas anzubieten. Am Hungertuch zu nagen schien auch der junge Mann, der sich auf dem Tisch liegengebliebene Krümel in den Mund steckte. Und dann war da diese gutaussehende junge Frau, die den Personalchef direkt nach dem Interview zum Abendessen einlud. Oder der Sales Director, der frank und frei äußerte: „Wenn sie mein letztes Jahresgehalt nicht überbieten können, bin ich gleich raus.“
2. Die Musikalischen
Während des Interviews erklang aus dem Büro von oben augenscheinlich die Lieblingsmusik des Bewerbers – jedenfalls begann er den Song lauthals mitzusingen. Noch einfallsreicher gestaltete eine Bewerberin das offensichtlich langweilige Gespräch: Sie sang ihre Antworten ganz einfach …
3. Die Kindlichen
Ein Bewerber brachte sein Kinderspielzeug mit zum Vorstellungsgespräch. Ein 43-Jähriger benötigte wohl noch mehr emotionalen Halt und hatte seine Mutter dabei.
4. Die Reinlich-Modischen
Eine Kandidatin cremte sich während des Gesprächs ihre Füße mit Lotion ein. Eine andere antwortete auf die beliebte Frage, warum denn unbedingt sie Teammitglied werden sollte: „Mein Haar passt einfach perfekt.“ Eine junge Dame schlug sich beim Spiel mit ihrer elastischen Halskette einen Zahn aus und schoss sich damit aus dem Rennen.
5. Die Übersinnlichen
Eine Kandidatin erklärte im Gespräch, dass sie im Hauptberuf Medium sei und versuchte trotz der Ablehnung des Recruiters, aus dessen Hand zu lesen. Dies ist aber nichts gegen jenen Bewerber, der die Brust seines Interviewpartners berührte, um dessen Herzschlag zu ertasten. Die verdutzte Reaktion konterte der Mann, er wolle doch nur eine Verbindung von Herz zu Herz aufbauen.
6. Die Ungehobelten
Augenscheinlich hatte dem Bewerber das Familienfoto des Interviewers so richtig gut gefallen, er steckte es nämlich einfach in seine Brieftasche. Rauchen während des Gesprächs? Kein Problem, dachte sich der Bewerber. Und zündete sich eine Zigarette an. Recht lecker sprach es sich sicherlich auch mit dem Kandidaten, der sich unverhohlen und permanent in der Nase bohrte. Die Krönung aber war der Bewerber, der sein Telefoninterview an einem äußerst unpassenden Ort führte – und hörbar für den Interviewpartner die Toilettenspülung betätigte.
7. Die Unsicheren
Wenn’s ums Selbstvertrauen geht, sind die Herren der Schöpfung anscheinend nicht immer sattelfest. Zumindest gilt dies für folgende Bewerber. Der eine bat um kurze Unterbrechung des Gesprächs, um seine Frau anzurufen, ob das angebotene Anfangsgehalt auch ok sei. Erst danach könne er das Gespräch fortsetzen. Oder der Kandidat, der auf die Frage, warum er denn den Job wolle, kleinlaut antwortete: „Meine Frau möchte, dass ich den Job annehme.“
Natürlich darf man einen erfolgreichen Bewerbungsprozess auch ruhig feiern. Aber lieber nicht so, wie es Personalberater Dr. Thomas K. Heiden im Gespräch mit dem Experteer Magazin schildert: „Den größten Fauxpas, den sich ein Kandidat im Bewerbungsprozess geleistet hat, war im Closing-Dinner mit dem zukünftigen Arbeitgeber. Tatsächlich hat der Kandidat alleine eine Flasche Wein und fünf Flaschen Bier getrunken.“ Und Prost.
* Zusammengestellt aus einer Online-Studie des Forschungsinstituts Harris Interactive im Auftrag von CareerBuilder.de.
Über den Autor
Jörg Peter Urbach ist Autor, Redakteur und Blogger aus Sprachleidenschaft. Seit mehr als 25 Jahren schreibt er. Für Print und Online. Konzepte. Geschichten. Fachartikel. Nach seinem Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Literaturwissenschaft arbeitete Jörg Peter als Editorial Manager im klassischen Musikbusiness. Als langjähriger Chefredakteur des Portals wissen.de weiß er, wie man Leser begeistert und Themen findet. Wenn der gebürtige Kieler nicht schreibt, durchwandert und fotografiert er die Alpen. Oder lauscht der Oper. Mit Achtsamkeit.