Stecken Sie schon wieder in einem echten Kreativitätsloch? Wäre es da nicht wunderbar, einfach nur auf den persönlichen Creativity Button drücken zu können, um die neuen Ideen zum Sprudeln zu bringen? Wir hätten da etwas für Sie: Design Thinking. Wie es funktioniert, verrät Ihnen Design Thinking-Experte Norman Vogel.

Sie sind nicht kreativ? Sie können es werden – mit diesen Design Thinking Tipps.
Nicht jeder Manager ist kreativ. Aber kreativ werden kann jeder Manager. Dazu braucht es eine mutige Melange. Die Zutaten? Wille zur Veränderung, eine Unternehmenskultur aus Offenheit und Eigenverantwortung sowie eine erfolgversprechende Methode. Dies kann das Design Thinking sein. Obwohl gerade in aller Munde, lassen sich die Ursprünge dieser generischen Erfolgsformel für jede Art kreativer Innovation bis in die 1960er Jahre zurückverfolgen. Mit unseren Experten-Tipps werden auch Sie kreativ. Und zwar unter Garantie.
Was ist Design Thinking?
Hinter dem Begriff Design Thinking oder Human Centered Design verbirgt sich eine Mischung aus Tools und Methoden, die in einen schlanken Prozess verpackt werden, um die Kundenbedürfnisse entweder in ein innovatives Produkt oder einen innovativen Service umzumünzen.
Das Kernprinzip
Design Thinking kennt zahlreiche unterschiedliche Methoden. Wer die Kernprinzipien verstanden, kann man diese schnell in den eigenen Business-Alltag integrieren. Norman Vogel, Gründer der Design Thinking Experts, erläutert: „Ein solches Kernprinzip ist die Iteration von Divergenz und Konvergenz. Man öffnet sich für unterschiedliche Inspirationsquellen und verdichtet diese Informationen, vor allem gerne visuell strukturiert. Dann wiederum öffnet man sich für die Ideengenerierung einer breiten Anzahl von inspirierenden Anekdoten und wiederkehrenden Mustern und entwirft daraus sogenannte ‚insights’, die aha-Momente und bisher unentdeckte Potenziale in Worte fassen. Schließlich öffnet man sich beim Prototyping für Feedback und leitet daraus seinen Master-Plan an konkreten Maßnahmen ab. Diese Übung aus kreativem Öffnen und Synthetisieren führt in der Praxis zu erstaunlichen Ergebnissen.“
Alle Methoden des Design Thinking lassen sich stets drei Phasen zuordnen:
- Inspiration
- Ideengenerierung
- Prototyping
Die Inspirationsphase
In dieser Phase ist von Ihnen vor allem Empathie gefragt. Warum sollten Sie als Manager nicht einmal einen Tag in der Rolle Ihres Kunden verbringen? Sie werden entdecken, wo Hindernisse lauern, welche Anpassungsstrategien Ihr Kunde entwickelt hat, was seine tieferen Beweggründe sind. Ein Aha-Effekt ist Ihnen sicher!
Die Ideengenerierungphase
Mit den Techniken der Ideengenerierungsphase können Manager lernen, aus einer Vielzahl von Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Experte Vogel: „Zunächst müssen Sie bestehende Erkenntnisse aus unterschiedlichen Quellen wie Marktanalyse, Kundenfeedback oder Analogien in fremden Industrien visualisieren, dann thematische Cluster bilden und Muster erkennen. Bei dieser Übung werden Ihre unterschiedlichen Hirnregionen aktiviert.“
Anschließend formulieren Sie dann sogenannte „Insight Statements“, das sind synthetisierte Rückschlüsse, nach thematischen Schwerpunkten geordnet. Und zum Abschluss dieser Phase formulieren Sie Ihre Insights einfach in Chancen um, die immer mit „Wie könnten wir …“ beginnen.
Die Prototypingphase
Das Prototyping stellt Sie vor eine ganz neue Herausforderung. Sie dürfen Fehler machen. Design Thinking-Experte Vogel rät: „Nutzen Sie das ‚Storymapping’. Sie stellen Ihre erarbeitete Business Opportunity im Comic-Stil dar. Jeder im Team macht das für sich, am Ende wird abgestimmt, welche Elemente am meisten überzeugen.“
Mit 5 To-dos zum erfolgreichen Design Thinking
Um Design Thinking erfolgreich zu betreiben, brauchen Sie vor allem Zeit und Geduld, denn hier stoßen Sie mit Sicherheit an die Grenzen Ihrer mentalen Ressourcen. Wenn Sie Design Thinking ernsthaft betreiben wollen, reicht es eben nicht, einen Collaboration Space mit buntem Interieur zur Verfügung zu stellen. Es geht um viel mehr, wie Norman Vogel in fünf To-dos formuliert:
- Sorgen Sie für nötige Freiräume vom Tagesgeschäft.
- Bilden Sie (wenn möglich) crossfunktionale Teams aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen.
- Anwendung und Steuerung von Innovationsarbeit mit Design Thinking sollte Vorstandssache sein.
- Design Thinking sollte sowohl Bottom-Up als auch Top-Down praktiziert werden.
- Machen Sie Ihren erarbeiteten Business Case rasch „anfassbar“ und prototypisieren Sie ihn umgehend.
Vogel ergänzt: „Techniken und Methoden sind im Design Thinking nicht alles, Innovation hat immer auch etwas mit Selbstmanagement aller Beteiligten zu tun. Standesdünkel ist generell fehl am Platz.“
Grenzen verschieben!
Die Saat des Design Thinking geht vor allem dann auf, wenn in Ihrem Unternehmen eine Führungskultur vorherrscht, die keine Berührungsängste kennt. Norman Vogel weiß aus persönlicher Erfahrung: „Sie werden an Ihre Grenzen kommen. Werden Sie sich dessen bewusst. Aber vergessen Sie nicht: Innovation entsteht eben nur dann, wenn Grenzen verschoben werden. Letztlich spiegelt sich an guten Ergebnissen immer eine funktionierende Unternehmens- und Fehlerkultur wider.“
Norman Vogels Tipps für Design Thinking-Einsteiger
Als Praxiseinstieg bietet sich eine Innovationswoche an, komplett von der Inspiration bis hin zum fertigen Prototypen. Dieser Design-Thinking-Schnelleinstieg wurde von Google Ventures perfektioniert, der die drei Phasen des Design Thinking in eine durchgeplante 5-Tagewoche gießt.
Design Thinking Experts bietet im Vorfeld einer Personalvermittlung auch einen 1-Tages-Workshop an, um herauszufinden, wo der Anknüpfungspunkt und die Chance für ein Design Thinking Projekt am größten ist. Dabei kommt ein Mix aus einer Visualisierungstechnik der Customer Journey, einem Reframing der Ausgangssituation und „Wie könnten wir…“-Fragen zum Einsatz.
Über den Autor:
Jörg Peter Urbach ist Autor, Redakteur und Blogger aus Sprachleidenschaft. Seit mehr als 25 Jahren schreibt er. Für Print und Online. Konzepte. Geschichten. Fachartikel. Als langjähriger Chefredakteur des Portals wissen.de und des Brockhaus Digital weiß er, wie man Leser begeistert und Themen findet. Wenn der gebürtige Kieler nicht schreibt, durchwandert und fotografiert er die Alpen. Oder lauscht der Oper. Mit Achtsamkeit.