Egal wie eloquent Sie sind: offen formulierte Fragen wie „Was treibt Sie an?“ können Stellensuchende schnell ins Stammeln bringen. Im ersten Teil unserer Serie „Was treibt Sie an“ hat uns Tom Stern von Stern Executive Search erklärt, was er als Antwort auf diese Frage erwartet und wie Kandidaten sich in dieser Situation am besten schlagen. Heute haben wir weitere Meinungen und Inspirationen von Headhuntern, Recruitern und HR-Experten für Sie gesammelt, die Sie auf diese Frage vorbereiten. Machen Sie sich bereit für Ihr nächstes Bewerbungsgespräch – und für Ihren nächsten Karriereschritt.
Leidenschaft kann man leicht zeigen, schwer erklären und noch schwieriger ist es, sie jemandem beizubringen. Wenn Sie als Kandidat vor einer solchen Frage stehen, sollten Sie auf jeden Fall ehrlich sein. Sagen Sie nicht einfach das, von dem Sie denken, dass der Fragensteller es hören will. Suchen Sie sich etwas aus, das Sie wirklich antreibt – und versuchen Sie, diese Leidenschaft „businesstauglich“ zu machen. Familie ist natürlich etwas, das viele Leute antreibt, aber vielleicht etwas zu verhersehbar, um den Fragensteller nachhaltig zu beeindrucken.
Wählen Sie eine Sportart oder ein Projekt, in das Sie viel Herzblut investiert haben, etwas, das ein wichtiger Teil Ihres Lebens ist. Doch ein Sport, den Sie nur zweimal im Jahr ausüben, ist keine Leidenschaft. Viele Leute erklären auch, dass sie für wohltätige Zwecke arbeiten. Das ist eine gute Möglichkeit, wahre Leidenschaft zu demonstrieren. Ich zum Beispiel bin Botschafter für die Royal Manchester Children’s Hospital Charity. Das ist etwas, das mich wirklich bewegt und antreibt. Aber auf die Frage „Was treibt Sie an?“ würde ich es nicht erwähnen.
Wenn Sie Ihren Antrieb wirklich deutlich machen wollen, müssen Sie Interesse beweisen. Was machen genau Sie und was haben Sie erreicht? Am besten übertragen Sie diese Lernergebnisse auf Ihr Leben, Ihre Karriere oder Ihr Unternehmen. Der Schlüssel zu einer perfekten Antwort ist die Art, wie Sie antworten. Achten Sie auf Ihre Körpersprache – daran erkennt man wahre Leidenschaft für eine Sache. Überlegen Sie sich also, welches Thema Sie zu angeregtem Reden bringt und Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
– Gary Chaplin, Executive Search
Wenn Sie sich mit der Frage „Was treibt Sie an?“ überrumpelt fühlen, verschaffen Sie sich Bedenkzeit mit einer Gegenfrage, z.B. „Meinen Sie das im beruflichen Sinn?“ Bringen Sie Ihre Gegenüber dazu, ein bisschen mehr darüber zu verraten, was er oder sie hören will. Wahrscheinlich will der Fragensteller wissen, welche Interessen und Werte Sie haben und ob Sie in die Unternehmenskultur passen. Allerdings könnte die Frage auch darauf abzielen, Sie in die Enge zu treiben und zu sehen, wie Sie reagieren.
Sie sollten ehrlich antworten und pragmatisch bleiben. Die Antwort muss sich nicht auf Ihre Karriere beziehen. Wenn Sie sich vorbereitet haben, können Sie jedoch Ihre Antworten mit den Werten des Unternehmens oder der Stellenbeschreibung in Einklang bringen. Werden Sie bloß nicht panisch. Erzählen Sie lieber nichts von einem riskanten Hobby oder etwas, bei dem der HR-Manager sich ausmalen kann, dass Sie viele Fehlzeiten haben könnten. Der Fragensteller möchte in der Regel wissen, wie selbstbewusst und prägnant Sie sich bei der Beschreibung Ihrer Leidenschaft ausdrücken. Aber es geht nicht nur darum, was Sie sagen, sondern auch wie Sie sich verhalten. Den wahre Leidenschaft erkennt man an der Körpersprache.
– Steve Nicholls, Executive Connexions
Das wichtigste ist für mich zu sehen, wie leidenschaftlich der Kandidat von seiner Passion spricht. Was es ist, spielt keine Rolle – Kochen oder einen Sportwagen fahren. Wenn ein Kandidat über seine Hobbys spricht, erfährt ein Recruiter mehr über dessen Persönlichkeit, also sollten Sie aufrichtig antworten. Einmal habe ich einen Kandidaten getroffen, der sich für Astronomie interessierte, was ungewöhnlich ist. Also habe ich ihn danach gefragt. Es war toll zu sehen, wie seine Augen geglänzt haben, als er davon berichtete.
– Celine Choisel, Biermann Neff
Recruiter wissen, wie viel Spitzenkandidaten über sich und ihre Stärken nachdenken. Der Gallup’s Strengths-Finder zeigt uns, dass Leute, die ihre Talente erkennen und in ihren Ausbau investieren,mit besonders viel Leidenschaft an Dinge herangehen.
Wir finden, die Frage „Was treibt Sie an?“ muss ehrlich beantwortet werden. Versuchen Sie aber, Ihre Leidenschaft mit Ihrer Arbeit in Verbindung zu setzen. Sie können also direkt erklären, was Sie im Beruf antreibt, z.B. Berufseinsteigern etwas beizubringen. Oder Sie ziehen eine Querverbindung von einem Hobby (vielleicht sind Sie ein aktiver Sportler?) zu Ihrer Arbeit und vermitteln so, dass Sie ein aktiver und motivierter Mitarbeiter sind.
– Jay Anna Harris, Talent Tree
„Was treibt dich an?“ oder „wofür können sie sich begeistern?“ Diese Fragen sind Teil der diagnostischen Phase eines Bewerbungsgesprächs. Es geht darum herauszufinden was den Kandidaten motiviert. Welche Leistungsbereitschaft hat er, woraus resultiert der persönliche Antrieb? Es gibt hierauf keine pauschale Antwort oder ein klar definiertes richtig oder falsch.
Eine gute Antwort ist stets in Abhängigkeit von Job (Position), Branche und Unternehmen angesiedelt. Die Handlungsmotivation sollte sich im Einklang damit befinden. Bewerbe ich mich für einen Stelle im Vertrieb, wo Einzelkämpfer gesucht werden und das Unternehmen mit hohen Provisionen lockt, dann ist es völlig in Ordnung monetäre Gründe anzuführen. Bewerbe ich mich bei einer Stiftung oder Hilfsorganisation dann sollte man natürlich nicht das Geld als besondere Handlungsmotivation nennen.
Dort zählen selbstverständlich altruistische bzw. ideologische Gründe mehr. Möchte ich in einem hoch innovativen Unternehmen arbeiten, dann sollte es auch ein persönliches Interesse geben, die Welt „technologisch“ zum besseren zu verändern. Ich denke, dass wichtigste hierbei ist immer Ehrlichkeit. Nennen Sie das, was wirklich zu Ihnen passt, denn es macht wenig Sinn sich und andere zu belügen.
Das mag einen durchs Vorstellungsgespräch bringen, macht aber im Job auf Dauer nicht glücklich. Wähle eine ehrliche Antwort, die sich im Idealfall mit den Werten und Vorstellungen des Unternehmens deckt.
– Philip Athanas, Meta-HR