Der erste Arbeitstag im neuen Umfeld beginnt. Jetzt sind Sie Ihres eigenen Glückes Schmied! In den ersten 100 Tagen – mehr oder weniger – liegt es in Ihrer Hand, ob Sie einen erfolgreichen Karriereschritt machen.
Ihre Aufgabe ist es, den Arbeitgeber von Ihren Qualitäten in der Praxis zu überzeugen sowie Führung zu zeigen und im Team akzeptiert zu werden. Es gilt, in dieser Zeit Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen sowie Kompetenz zu zeigen. Fünf Punkte sind besonders wichtig zu beachten, wenn Sie Ihre neue Anstellung antreten.
Lernen, lernen und lernen
Wird ein super Verkäufer zum Director Sales berufen, dann steht er vor neuen Aufgaben. Jetzt geht es nicht mehr darum, gut beim Kunden zu verkaufen, sondern ein Verkaufsteam zu managen. Wer weiter macht wie bisher, der verliert. Die ersten 100 Tage sind eine Lernphase. Nutzen Sie diese! Lernen Sie intensiv Ihren neuen Bereich kennen. Wichtig sind:
- Mitarbeiter: Wer hat welche Stärken? Wer macht was? Wer ist ehrlich und wer will sich bei mir einschmeicheln?
- Bereich: Welche Aufgaben stehen an? Wie wurde bisher gearbeitet? Warum und wozu sind die Abläufe so, wie sie sind?
- Budgetierung: Wie sieht die Finanzplanung aus? Welche offenen und versteckten Interessen stecken hinter den Zahlen?
- Markt: Wer sind die Wettbewerber? Was sind die Stärken der Konkurrenzprodukte?
- Selbstreflexion: Was kann ich? Wo brauche ich Hilfe? Stimmt meine Agenda mit der meines Chefs überein? Wo brauche ich externe Unterstützung in Form von Beratung oder Coaching?
Keine großen Ankündigungen
Große Ankündigungen von Veränderungen nach dem Motto „Jetzt wird alles besser“ sind oftmals der Beginn für das eigene Scheitern. Mitarbeiter folgen nicht gerne einem Prahlhans. Es gibt immer einen Grund, warum etwas so ist, wie es ist. Hören Sie zu und werten Sie die Antworten nicht voreilig. Damit bekommen Sie ein Gefühl für Ihren neuen Bereich und erwerben Akzeptanz bei Ihren Mitarbeitern. Einzige Ausnahme: Wenn Sie einen Bereich oder eine Firma sanieren sollen, dann müssen Sie schnell handeln. In diesem Fall müssen Sie schnell Veränderungen ankündigen und konsequent umsetzen.
Der Erfolg fußt auf den Mitarbeitern
Ihre Mitarbeiter verhelfen Ihnen zum Erfolg oder sorgen für Ihr Scheitern. Jetzt kommen Sie als neuer Chef in die Abteilung. Der erste Gedanke eines Mitarbeiters lautet „Was bedeutet dies für mich?“ Darauf wird er seine eigene Antwort finden. Die hängt von Ihrem Auftreten und Ihren Führungsqualitäten ab. Für Sie ist es wichtig, die Qualitäten Ihrer Mitarbeiter zu entdecken. Wer hat welche Stärken, und sind diese auch gut eingesetzt?
Aber Vorsicht: Ein Führungswechsel ist immer auch die Stunde von Karrieristen in den eigenen Reihen. Seien Sie skeptisch bei zu viel Begeisterung und Schmeicheleien Ihnen gegenüber. Da wittert eventuell jemand eine Chance, die er bisher aus gutem Grund nicht gehabt hatte. Mitarbeiter, die Ihnen ehrliche Auskünfte geben und den Mut haben, konstruktive Kritik zu üben, sind die Pfeiler, auf den Sie langfristig bauen können.
Führung muss spürbar sein
Sie überzeugen durch Taten und nicht durch Worte. Am Ende der 100 Tage ist es an der Zeit, dass Ihre Führung spürbar wird. Verweisen Sie auf die ersten Erfolge. Das kann der gemeinsame Gewinn eines Großkunden sein. Es kann aber auch die Verbesserung des Arbeitsklimas im Büro sein. Wichtig ist nicht die Größe des Erfolgs, sondern die Sichtbarkeit und Spürbarkeit für Ihre Mitarbeiter. Damit verschaffen Sie sich Respekt. Mit tatkräftigen und erfolgreichen Chefs arbeiten die Leute gerne zusammen. Für den Vertrauensaufbau in Ihre Führung gibt es vier Merksätze:
- Fehler des Chefs bleiben immer Fehler des Chefs!
- Fehler der Mitarbeiter sind ebenfalls Fehler des Chefs!
- Erfolge der Mitarbeiter sind Erfolge der Mitarbeiter!
- Erfolge des Chefs sind Erfolge aller!
Selbstreflexion
Nutzen Sie die ersten 100 Tage für eine ehrliche Selbstreflexion. Ein bewährtes Hilfsmittel dafür ist ein Tagebuch. Schreiben sie auf, was gut läuft und was schief geht. Hören Sie dabei auf Ihre Gedanken, Gefühle und Signale Ihres Körpers.
Beispiel: Ein Bereichsleiter bekam die Verantwortung für ein weiteres Geschäftsfeld übertragen. Er sah darin einen Karriereschritt mit mehr Verantwortung, mehr Mitarbeitern, mehr Umsatz und mehr Gehalt. Über Nacht konnte er plötzlich seinen rechten Daumen nicht mehr bewegen. Es gab keine offensichtlichen Gründe dafür wie etwa eine Sportverletzung. Er konnte einfach mit dem Daumen nicht mehr greifen. Auf die Frage, was er denn nicht be„greifen“ könne, machte es klick. Ja, den gesamten neuen Bereich begreife er eigentlich nicht. Es sind andere Kunden, andere Produkte, andere Prozesse und so weiter. Die Lösung war, dass er sich jemanden holte, der für ihn diesen Bereich steuerte. Ausgelöst wurde das durch ein Signal aus dem Daumen.
Seien Sie ehrlich zu sich selber. Wenn Sie merken, dass Sie überfordert sind oder die Aufgaben Ihnen keinen Spaß machen, dann sollten Sie unbedingt auf diese Signale reagieren. Sind es lösbare Themen, dann kann punktuelle Unterstützung durch Beratung oder Coaching helfen. Wenn Sie ein grundsätzliches Unwohlsein haben, dann überprüfen Sie, ob der Job wirklich das Richtige für Sie ist, und ziehen Sie Ihre Konsequenzen daraus. Hilfreich hierfür ist der Beitrag Profilschärfung: Fokus auf persönliche Stärken
Durchbeißen ist keine Lösung, denn damit enttäuschen Sie nicht nur sich selber, sondern zusätzlich Ihren Arbeitgeber. Es ist keine Schande, nach 100 Tagen wieder zu gehen. Es ist aber nicht karriereförderlich, zwei Jahre lang mittelmäßig zu sein und dann gegangen zu werden.
Autor: Sascha Schmidt – Coach & Karriereberater in München