„Reboot“: Wie sich Führungskräfte über 50 neu erfinden können

Erfolgreicher Neustart im Job

Mit Anfang 50 bleiben viele bisher erfolgreiche Konzern-Aufsteiger plötzlich im mittleren Management stecken. Da Spitzenpositionen rar sind, können nur wenige von ihnen auf der Karriereleiter weiter aufsteigen. Die Masse landet meist in einer beruflichen Sackgasse. Doch statt resigniert im „Stuck State“ zu verharren, sollten die Manager im besten Alter den Mut zur Veränderung haben: Ihre Stärken nutzen und einen beruflichen Neustart wagen.

„Reboot“: Wie sich Führungskräfte über 50 neu erfinden können

Wer mit 50 nicht auf dem Abstellgleis landen will, der muss nun die Weichen für die nächsten 15 Jahre seines Berufslebens stellen.

Der Unternehmensberater und Coach Richard Wolff hatte immer wieder mit Führungskräften über 50 zu tun, die resigniert und frustriert feststellen mussten, dass sie in ihrer derzeitigen Position im Unternehmen hängengeblieben sind. „Nachdem die Manager es bisher gewohnt waren, immer weiter in der Firmenhierarchie aufzusteigen, gibt es für sie auf einmal keine attraktive Perspektive mehr“, erklärt Wolff.

„Stuck State“: Von der Überholspur aufs Abstellgleis

Zwar verdienen sie gut, fühlen sich mit ihren Aufgaben im Job nicht überfordert und sind auch im Privatleben mit Familie, Haus und materieller Absicherung meist gut aufgestellt. Aber plötzlich erkennen die bisher erfolgsverwöhnten Aufsteiger: Es geht nicht mehr weiter.

„Doch um bis zur Rente in diesem „Stuck State“ zu verharren, ist es noch zu früh. Schließlich hat man noch ein Drittel des Arbeitslebens vor sich. Wer nicht auf dem Abstellgleis landen will, der muss nun die Weichen für die nächsten 15 Jahre seines Berufslebens stellen“, sagt Wolff.

Da es sehr viele Führungskräfte gibt, die sich mit diesem Problem herumschlagen, hat Richard Wolff über seine Erfahrungen ein Buch geschrieben: Der Titel „Reboot – Wie sich Führungskräfte über 50 neu erfinden können“ ist im November 2017 im Droemer Knaur Verlag erschienen.

„Reboot“: Wege aus der beruflichen Sackgasse

Wieso „Reboot“? Genau wie bei Computern, die hängengeblieben sind, gibt es laut Wolff auch für die über 50-Jährigen Manager, die in einer beruflichen Sackgasse feststecken, nur noch eine Möglichkeit: einen erzwungenen Neustart. „‚Reboot‘ bedeutet, nach vorne zu denken. Doch die Analogie impliziert auch, dass man den ‚Reboot‘ erst ansetzt, wenn nichts anderes mehr geht. Ohne Krise keine Veränderung“, erklärt der erfahrene Business-Coach.

Das Thema „Reboot“ hat für Wolff zwei Stufen. Erstens: Wahrnehmen, was ist! Sich seiner Situation stellen und diese klar und beherzt analysieren. Und zweitens: Neue Wege suchen und nach vorne denken! Dabei sollte man sich folgende Fragen über seine berufliche Situation stellen:

  • Will ich das wirklich, bin ich zufrieden damit?
  • Soll das alles gewesen sein oder erwarte ich noch mehr vom Leben?
  • Warum nutze ich nicht mein Netzwerk und meine Optionen, um nach anderen Möglichkeiten zu schauen?
  • Bin ich vielleicht bereit, für das, was ich eigentlich gerne machen würde, auch finanzielle Einbußen hinzunehmen?

„Eine wichtige Erkenntnis der Selbstanalyse sollte sein: Ich bin nicht mehr Getriebener der Umstände, sondern ich bin frei und treffe selbst meine eigenen Entscheidungen, auf Basis gründlicher Überlegung“, so Richard Wolff. Die möglichen Wege folgen dann dem bekannten Muster: „Leave it, change it or love it.“

3 Optionen für den erfolgreichen Neustart

Für die „steckengebliebenen“ Manager im mittleren Alter sieht Richard Wolff grundsätzlich drei Optionen:

  1. Die Trennung vom bisherigen Job: Das kann darauf hinauslaufen, dass man sich eine neue Aufgabe im Konzern sucht, oder aber den Arbeitgeber wechselt. Das ist nicht unbedingt einfach mit 50 plus, aber durchaus machbar. Natürlich birgt diese Entscheidung das Risiko des Scheiterns, oder die Gefahr, nach einiger Zeit auch in der neuen Firma aufs Abstellgleis zu geraten. Gleichzeitig hat man jedoch die Chance, noch einmal neu anzufangen und motiviert durchzustarten.
  2. Der komplette Ausstieg aus dem bisherigen Umfeld: Hier liegt die Lösung in einem Branchenwechsel, im Sprung in die Selbständigkeit, in Mischformen wie Beraterverträgen oder in einer Phase als Interimsmanager. Doch Vorsicht: Die Annahme, dass man als Selbständiger weniger Workload als im Konzern hat und annähernd das gleiche verdient wie vorher, ist eine Illusion. Aber die Selbständigkeit hat eine andere Qualität. Man tut das, was man tut, für sich – und das kann unglaublich motivierend und erfüllend sein.
  3. „Rejoin the Company“: Man kann sich aber auch entscheiden, in das alte System, von dem man sich im „Stuck-State“ distanziert hat, zurückzukehren. Aber das Bisherige ganz anders zu machen und sich neu in das Unternehmen und den Job zu verlieben. Auch das geht, wenn man sich in aller Freiheit und guten Willens dafür entschieden hat. So kann durch eine neue Verbundenheit wieder Sinn entstehen.

Sicher gibt es auch viele Menschen, die keine Möglichkeiten für Veränderungen sehen und für sich ein Auskommen mit der Situation finden müssen. Sie müssen dann weiter versuchen, einen guten Job zu machen und sich zu integrieren. „Das ist ja auch nicht falsch. Ich kann auch damit zufrieden sein, was ich mir beruflich geschaffen habe. Zudem kann ich mir vielleicht außerberuflich Dinge suchen, die mir Freude machen und mich mehr auf die Familie konzentrieren“, sagt Richard Wolff.

Fazit

Wer mit Anfang 50 in einer beruflichen Sackgasse steckenbleibt, sollte nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern aktiv die Weichen für die nächsten 15 Jahre seiner Karriere stellen. Nach einer ehrlichen Analyse der Situation, der Überprüfung der eigenen Lebensziele und dem gründlichen Abwägen der Optionen kann ein beherzter „Reboot“ die Karriere noch einmal beflügeln. Um bis zur Rente einfach im „Stuck State“ zu verharren, ist die Lebenszeit einfach zu kostbar.

Über den Autor:

Markus HofelichDer Wirtschafts- und Finanzjournalist Markus Hofelich lebt mit seiner Familie im Süden von München. Seine journalistische Erfahrung sammelte er als Redaktionsleiter beim DIV Deutscher Industrieverlag, als stellvertretender Chefredakteur von Cash. sowie als Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „Unternehmeredition“ der GoingPublic Media AG. Markus Hofelich ist Diplom-Kulturwirt und hat an den Universitäten Passau und an der Pariser Sorbonne studiert. Aktuell hat er die Website SinndesLebens24.de gestartet, ein Online-Magazin für Philosophie, Glück und Motivation, und ist auf der Suche nach neuen Herausforderungen.



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