Frauen in Männerberufen? Doch, diese klischeehafte Denkweise gibt es immer noch. Noch immer ruft es Erstaunen hervor, wenn sich Frauen für eines der MINT-Fächer entscheiden. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – darum geht es. Warum auf Frauen in den technischen Berufen nicht verzichtet werden sollte und wie sie ihren Weg in Führungspositionen finden, erklärt der Personalberater Christian Düngfelder von MINT Solutions.

Wie Frauen ihren Weg in technische Führungspositionen finden und wie sie dabei gezielt gefördert werden können, erklärt Headhunter Christian Düngfelder von MINT Solutions.
Denken Sie mal kurz darüber nach: 50 Prozent der Anwender von technischen Produkten sind Frauen, aber zu 95 Prozent sind die Entwickler Männer. Dabei können Frauen in technischen Berufen wertvollen Input und Insights liefern: „Insbesondere in den Bereichen User Experience und Design wird viel Potential nicht abgerufen, wenn man keine gemischten Teams hat und ohne Frauen entwickelt“, sagt Christian Düngfelder, dessen Personalberatung MINT Solutions auf die Besetzung von Positionen im MINT-Sektor spezialisiert ist. „Dieser Bereich ist immer noch eine starke Männerdomäne, und eine signifikante Änderung dieses Zustands ist nicht in Sicht. Aber immerhin gibt es jedes Jahr mehr weibliche Ingenieure und IT-Spezialisten.“ Laut Statistischem Bundesamt ist der Anteil der weiblichen Studienanfängerinnen in den MINT-Fächern seit 2008 um gut 70 Prozent gestiegen: von knapp 60.000 auf über 100.000.
Damit können Frauen besonders punkten
„Mittlerweile werden Teams, die aus Männern bestehen, gerne gezielt mit Frauen vervollständigt“, sagt Christian Düngfelder. „Frauen können ein solches Team positiv ergänzen, toll zum Team-Spirit beitragen und mit ihren Soft-Skills wertvolle Impulse liefern.“ Es sind die kommunikativen und empathischen Fähigkeiten, die an Frauen geschätzt werden, und: „Dass Frauen häufig sehr gut in organisatorischen Aufgaben sind, qualifiziert sie für verantwortungsvolle Positionen. Auch in beratungsintensiven Bereichen sind sie überaus gefragt“, erklärt der MINT-Experte. Spezielle Tipps, die rein für Frauen gelten, hat er nicht, denn: „Gerade in technischen Berufen muss das entsprechende Skill-Set vorhanden sein, um sich für den Job zu qualifizieren – egal, ob Mann oder Frau.“ Was aber auf jeden Fall wichtig ist:
- Eine klare fachliche Ausrichtung als Spezialistin
- Sachorientierte Teamfähigkeit
- Unternehmerisches, innovatives und interdisziplinäres Denken
- Kommunikative Kompetenz
Wie sich Unternehmen weiblichen Nachwuchs sichern
„Damit sich mehr Frauen auf ihre technischen Positionen bewerben, müssen Unternehmen viel früher ansetzen“, sagt Christian Düngfelder. Langfristig angelegte Orientierungsmaßnahmen sind sinnvoll, um schon Schülerinnen praxisnah über MINT-Perspektiven zu informieren: „Mit Schülerpraktika und der Teilnahme am Girl’s Day können Unternehmen Mädchen bereits früh auf sich aufmerksam machen. Betriebe können junge Frauen als Werkstudentinnen und Praktikantinnen einsetzen und dadurch versuchen, sie frühzeitig an sich zu binden.“ Auch gezielte Marketing-Aktionen, mit denen sich ein Unternehmen positiv für Frauen positioniert, hält Christian Düngfelder für den richtigen Ansatz. Und ganz wichtig: „Ein Arbeitgeber wird attraktiv, wenn er Leitungen speziell für Frauen und Mütter anbietet. Zum Beispiel Gleitzeit, Home Office und Unterstützung für den Kindergarten.“ Wenn sich dann auch noch weibliche Führungskräfte im MINT-Bereich als Vorbilder finden lassen oder als Mentorinnen zur Verfügung stehen, sollte es wohl klappen mit dem weiblich-technischen Nachwuchs.
Perspektiven und Initiativen für MINTlerinnen
Immerhin sind die beruflichen Chancen im MINT-Sektor hervorragend. Fachkräfte werden dringend gesucht, und die weibliche Sicht auf die technischen Dinge wird immer stärker als Bereicherung wahrgenommen. Noch sind Frauen in den klassischen MINT-Berufen allerdings unterrepräsentiert. Verschiedene Studien kommen zu dem gleichen Ergebnis, dass in weniger als zehn Prozent der MINT-Führungspositionen Frauen zu finden sind. Das deckt sich mit den Erfahrungen von MINT Solutions: „Von 100 Stellen können wir nur 5 mit Frauen besetzen“, sagt Christian Düngfelder. Deshalb engagiert sich MINT Solutions bei der bundesweiten Initiative MINT ZUKUNFT SCHAFFEN, um aktiv dem Fachkräftemangel – dem weiblichen wie dem männlichen – in den MINT-Qualifikationen entgegenzuwirken. Initiativen wie CyberMentor oder Komm, mach MINT wollen gezielt junge Mädchen und Frauen für technische Berufe begeistern.