Manager auf Achse: So ticken Führungskräfte im Ausland

Haben Sie sich schon einmal überlegt, Ihrer Karriere einen neuen Schub zu geben, indem Sie als Führungskraft im Ausland arbeiten? Schließlich ist das Leben im Ausland längst kein Privileg einiger weniger mehr. Eine Studie unter 14.000 Auswanderern erwies, dass es gerade junge Menschen ins Ausland zieht – um einer internationalen Ausbildung Willen, wegen der Liebe oder um den Lebensabend an einem sonnigen Traumstrand zu verbringen.

Wenn man von allen Auswanderern dagegen nur diese betrachtet, die auf einer Management Position arbeiten, sinkt deren Anzahl auf einen weitaus exklusiveren Kreis. Nur 18% der von Internations (dem größten Netzwerk von Menschen, die im Ausland leben oder arbeiten) befragten Auswanderer, haben die Karriereleiter mindestens bis zum Mittelmanagement erklommen. Noch weniger, nämlich genau 6%, sind Spitzenmanager oder Senior Executives. Letztere haben jedoch eine höchst lukrative Wahl getroffen und sind daher auch dementsprechend optimistisch, was ihre professionelle Laufbahn anbelangt.

Führungskräfte im Ausland

Wie sieht die durchschnittliche ausgewanderte Führungskraft aus?

Laut Umfrage des Expat Insider 2015 ist er wahrscheinlich Brite, hat einen MBA oder eine ähnliche Qualifikation, und ist 45 Jahre alt. Und, ja, das Pronomen ist Absicht. Denn während die Befragten sich in 53% Frauen und 47% Männer aufteilte, ändert sich dieses Verhältnis unter Führungskräften drastisch: nur 27% davon sind weiblich.

Den größten Anteil von ausgewanderten Führungskräften machen die Briten aus. Beinahe jeder achte Top Manager kommt aus dem Vereinigten Königreich. Darauf folgen US-Amerikaner, wobei diese auf Führungsebene leicht unterrepräsentiert sind, bedenkt man, welch großen Anteil an Expats sie stellen. Inder, Australier und Südafrikaner hingegen, sind mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit auf einer Senior Level Position tätig als andere Auswanderer.

Spitzenmanager arbeiten geographisch sehr verstreut, obgleich die USA, einige Orte im Nahen Osten (beispielsweise Saudi Arabien), ein paar asiatische Länder wie China oder Thailand, aber auch die Schweiz, als häufige Zieldestination für hochqualifizierte Auswanderer gelten.

Wie die meisten Menschen Mitte 40, sind auch die meisten ausgewanderten Führungskräfte sesshaft – obwohl das nicht unbedingt für ihren Wohnort gilt. Sieben von zehn Auswanderern auf Führungslevel leben in einer festen Beziehung, etwa 60% haben Kinder. Diese Anzahl ist bei Frauen jedoch deutlich geringer. Weniger als die Hälfte der ausgewanderten weiblichen Führungskräfte hat einen Partner oder Ehemann, weniger als 40% haben bereits eine eigene Familie gegründet.

Wie beschreiben ausgewanderte Führungskräfte ihr Leben im Ausland?

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Es ist wenig überraschend, dass die Karriere der befragten Senior Manager den Ausschlag für die Auswanderung gab. Beinahe ein Viertel der ausgewanderten Führungskräfte wurde von ihrem Arbeitgeber ins Ausland gesandt. Während ein Stellenwechsel innerhalb einer Firma die größte Chance darstellt, im Ausland die Karriereleiter zu erklimmen, ist es keinesfalls die einzige. 15% der Führungskräfte im Ausland haben sich ihre Stelle selbst gesucht, einer von 11 Top Managern wurde von ausländischen Unternehmen abgeworben – entweder direkt durch dieses oder durch zwischengeschaltete Headhunter.

Interessanterweise ziehen Senior Level Positionen im Ausland besonders ehrgeizige und abenteuerlustige Leute an. Ein Fünftel aller befragten Führungskräfte erklärte, dass ihre Suche nach einer persönlichen Herausforderung der Grund für Ihren Umzug ins Ausland sei.

Die fünf Branchen, die die besten Karrierechancen für Führungskräfte im Ausland bieten, sind die Fertigungsindustrie, die Konsumgüterindustrie, die Reisebranche, das Baugewerbe, die Handelsindustrie sowie Unternehmensberatungen. Soziale Dienstleistungen oder das Kunstgewerbe sind dagegen kaum repräsentiert.

Egal, in welcher Branche sie tätig sind, Führungskräfte, die im Ausland leben und arbeiten, sehen vermutlich um einiges mehr von ihrem neuen Büro, als von ihrem neuen Heimatland. Fast alle von ihnen gehen Vollzeitbeschäftigungen nach und verbringen im Schnitt 49,9 Stunden in der Arbeit – sieben Stunden mehr, als der Durchschnittsauswanderer in der Befragung. Dennoch sind sie nur eine Idee weniger zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance als der Durchschnitt. Was aber noch wichtiger ist – ihre Zufriedenheit im Beruf fällt um einiges höher aus.

Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang zwischen den finanziellen Leistungsanreizen und den Karrierechancen im Senior Management: Drei Viertel der Führungskräfte im Ausland bestätigen, dass ihre Karriere von der Entscheidung für einen Umzug positiv beeinflusst wurde und 78% sind mit ihrer finanziellen Lage im Ausland zufrieden. Überdies denken zwei Drittel, ihr Einkommen sei mehr als genug, um die Lebensunterhaltskosten im Ausland zu decken. 22% sagen sogar, sie hätten deutlich mehr zur Verfügung, als sie benötigten. 53% der befragten Führungskräfte im Ausland haben ein jährliches Budget von 100.000 US-Dollar.

Erhalten Führungskräfte im Ausland genug Unterstützung vom Arbeitgeber?

Die große Mehrheit der Senior Manager, die für die Karriere ins Ausland ziehen, werden von ihren Arbeitgebern bei Umzug und Wohnungssuche unterstützt. Bei 86% liegt die Unterstützung bei der Wohnungssuche in der neuen Heimat am weitesten vorne. Führungskräften im Ausland wurden entweder Firmenunterkünfte zur Verfügung gestellt oder sie erhielten Hilfe bei der Suche vor Ort. 81% erhielten Unterstützung beim Papierkram, der mit dem Umzug verbunden ist. Sechs von zehn Auswanderern bezogen überdies eine finanzielle Kompensation für ihre Umzugsausgaben.

Jedoch wurde weniger als 25% der Führungskräfte im Ausland eine Teilnahme an einem Sprachkurs oder einem interkulturellen Training angeboten, und nicht einmal einer von zehn erhielt Unterstützung beim Übergang in die neue Position. Diese Statistiken sprechen für sich und weisen auf einige Lücken hin, welche die Leistung des Managers im neuen Unternehmen behindern könnten.

Eine Mobilitätsstudie der Globalen Talent Industrie (Worldwide ERC 2012) fand heraus, dass 25% bis 50% aller transnationalen Stellenbesetzungen im oberen Management als Misserfolg eingestuft wurden. Ein Mentorenprogramm könnte Managern dagegen helfen, besser mit der deutlich gesteigerten Komplexität, der Verantwortung und der Sichtbarkeit in einer neuen Position zurechtzukommen. Interkulturelle Seminare beispielsweise könnten das Risiko von Missverständnissen in fremden Unternehmenskulturen reduzieren.

So bestätigt auch der Expat Insider 2015: Mehr als die Hälfte der ausgewanderten Führungskräfte sprechen die Sprache ihres neues Heimatlandes schlecht oder gar nicht. Da Englisch in der Geschäftswelt weit verbreitet ist, stellt die Verständigung trotzdem kein großes Hindernis dar. Doch sind tiefgreifende Kenntnisse der lokalen Sprache essentielle, um kulturelle Hürden zu überwinden und seine Bereitschaft zu demonstrieren, sich ganz und gar auf die Karrierechance im Ausland einzulassen.

Eines muss noch erwähnt werden: Die Frauen von ausgewanderten Spitzenmanagern werden von Arbeitgebern sträflich vernachlässigt. Unter den befragten Führungskräften im Ausland befanden sich 38% in einer Beziehung mit jemandem, den sie vor ihrer Auswanderung kennengelernt hatten und der ihnen in das fremde Land gefolgt war. Obgleich Unternehmen den Partnerinnen Hilfe für Visumsangelegenheiten boten, investierten sie weder in Sprachunterricht, noch halfen sie bei der Suche nach einer neuen Anstellung. Nur 14% erhielten Sprachunterricht für ihre Partnerinnen, lediglich 8% profitierten von Unterstützung bei der Stellensuche.

Über die Autorin:

Margit Grobbel ist als Senior Content and Communications Manager am Münchner Standort für Internations tätig. Internations ist das größte globale Netzwerk und bietet umfangreiche Informationen für Menschen, die sich entschieden haben, im Ausland zu leben und zu arbeiten. Sie ist Teil des Teams hinter der jährlichen Expat Insider Umfrage, bei der tausende Teilnehmer weltweit Informationen über zahlreiche Aspekte ihres privaten und beruflichen Lebens bereitstellen.



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