Andere Länder, andere Sitten: Wer im Ausland erfolgreiche Geschäfte abschließen möchte, muss sich auf die andere Mentalität einstellen. In unserer Serie zur internationalen Business-Knigge haben wir mit Ihnen die Geschäftskulturen rund um den Globus erkundet. Zum Abschluss fragen wir uns: Wie bereiten die Unternehmen ihre Mitarbeiter am besten auf einen erfolgreichen Auslandsaufenthalt vor?
Dr. Fritz Audebert ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der ICUnet.AG in Passau und begleitet seit 2001 Unternehmen wie BMW, Siemens oder Linde bei der Internationalisierung. Sein Team bereitet jährlich mehrere tausend Fach- und Führungskräfte auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor. Im Interview mit Experteer erklärt Dr. Fritz Audebert, welche Faktoren bei einem Auslandsaufenthalt über Erfolg und Misserfolg entscheiden – und wie Unternehmen die interkulturellen Kompetenz ihrer Mitarbeiter entwickeln.
Berufliche Auslandsausenthalte scheitern oft an fehlender interkultureller Kompetenz. Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter richtig vorbereiten, weiß Dr. Audebert von der ICUnet.AG.
Herr Dr. Audebert, welche Möglichkeiten gibt es, Mitarbeiter sinnvoll auf einen Auslandseinsatz vorzubereiten?
Audebert: Unternehmen fordern eine immer höhere Mobilität von ihren Fach- und Führungskräften und senden jährlich immer mehr Manager ins Ausland. Gleichzeitig beobachten wir, dass die Auslandsaufenthalte immer kürzer werden. Warum? Zunächst ist es wichtig herauszufinden, welcher Mitarbeiter überhaupt für einen Auslandsaufenthalt geeignet ist. Scheitert der Auslandseinsatz an der mangelnden interkulturellen Kompetenz des Mitarbeiters, müssen Unternehmen teuer dafür bezahlen. Potenzialanalyse-Tools können helfen, indem sie entsprechende Persönlichkeitseigenschaften messen. Hat man den richtigen Mitarbeiter identifiziert, wird dessen interkultureller Wissensstand überprüft. So kann man die persönliche Weiterbildung genau an dessen individuelle Bedürfnisse anpassen.
Wie sieht die Unterstützung im Ausland und deren Management konkret aus?

Dr. Fritz Audebert, Gründer der ICUnet.AG spricht mit Experteer über interkulturelle Kompetenz.
Audebert: Bei der längeren Entsendung von Mitarbeitern in andere Länder spielt ein zielgerichtetes Entsendungsmangement eine wichtige Rolle. Hier geht es um alle praktischen Dinge, die damit verbunden sind. Fragen rund um Visaregelungen, Anmeldungen, Führerscheine, Kindergeld, Schulen, Kindergärten oder die Wohnungssuche sind wahre Zeitfresser. All diese Dinge sollte ein professionelles Global Mobility Management sicherstellen.
Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur Know-how, sondern ein ganzheitlicher Ansatz: Die Gegebenheiten vor Ort und die Prozesse müssen rundum verstanden werden. Maßgeschneiderte Lösungen und eine individuelle Betreuung insbesondere bei Führungskräften sind unerlässlich.
Was raten Sie Unternehmen, die zwar international unterwegs sind, das Thema interkulturelle Fortbildung aus Kostengründen bisher stiefmütterlich behandeln?
Audebert: Langfristige Effekte sind viel wichtiger als kurzfristige Investitionen. Deshalb raten wir zum Aufbau eines diversen Teams. Schauen Sie sich zum Beispiel die deutsche Fußballnationalmannschaft an. Ein Team, das sich durch seine unterschiedliche Herkunft und Diversität auszeichnet und ihr erfolgreiches Zusammenspiel vor zwei Jahren mit dem größtmöglichen Triumph gekrönt hat.
Ein Vorbild, das sich auch auf die Unternehmensebene übertragen lässt. Schließlich ist die Weltmarktführerschaft vergleichbar erstrebenswert wie ein Weltmeistertitel. Gefordert ist aber die Personalabteilung, die bei der Rekrutierung und Zusammenstellung internationaler Teams über den Tellerrand blicken muss und ihr Personal durch interkulturelle Weiterbildungsmöglichkeiten optimal trainieren sollte.
Wie sollten Mitarbeiter argumentieren, die sich eine interkulturelle Fortbildung wünschen?
Audebert: Am besten zeigt man Beispiele auf, bei denen interkulturelles-Know-how entscheidend für den unternehmerischen (Miss-)Erfolg war, wie etwa die Schließung eines Coca-Cola-Werks in Indien. Mangelndes Wissen um vorherrschende kulturelle Gegebenheiten und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung waren letzten Endes verantwortlich für Rufschädigung und massive Umsatzeinbußen in diesem Markt. Gleichzeitig ist es wichtig, auf die unmittelbaren Effekte interkultureller Awareness im alltäglichen Arbeiten hinzuweisen. Wo führten stundenlange Meetings und persönliche Diskussionen erstaunlicherweise doch zu wichtigen Business-Entscheidungen?
Das Interview führte Markus Hofelich.
Der Wirtschafts- und Finanzjournalist Markus Hofelich lebt mit seiner Familie im Süden von München. Seine journalistische Erfahrung sammelte er als Redaktionsleiter beim DIV Deutscher Industrieverlag, als stellvertretender Chefredakteur von Cash. sowie als Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „Unternehmeredition“ der GoingPublic Media AG. Markus Hofelich ist Diplom-Kulturwirt und hat an den Universitäten Passau und an der Pariser Sorbonne studiert. Aktuell hat er die Website SinndesLebens24.de gestartet, ein Online-Magazin für Philosophie, Glück und Motivation, und ist auf der Suche nach neuen Herausforderungen.