Fünfzig Jahre lang einen einzigen Job bei einer einzigen Firma – diese Zeiten sind vorbei. Heutzutage strotzt der Arbeitsmarkt geradezu vor Auswahlmöglichkeiten: Branchen fächern sich immer feingliedriger aus, die Digitale Transformation hält Einzug und bringt eine Vielzahl neuer Berufsfelder und Positionen mit sich, die sich vor zehn Jahren noch kaum jemand vorstellen konnte. Um in diesem zunehmend unübersichtlichen Marktumfeld einen Überblick zu wahren, ist die gezielte Beratung und Planung der eigenen Karriere mit Unterstützung eines Experten der erste Schritt, um das eigene Potenzial zu erkennen und gewinnbringend einzusetzen.
Doch nicht nur der Arbeitsmarkt wird immer anspruchsvoller, sondern auch die Anforderungen der Arbeitnehmer, weiß Christian Düngfelder, Geschäftsführer bei MINT Solutions. Als Personalberater setzt er sich tagein tagaus mit den Karrieren von Senior Professionals im naturwissenschaftlichen Sektor auseinander: „Der Fokus der Senior Professionals liegt nicht mehr allein auf der Karriere, in den letzten Jahren sind Stichworte wie Freiheit und Flexibilität in der Arbeit, insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Job und Familie, immer wichtigere Faktoren geworden.“ Inwiefern diese Werte von potenziellen Arbeitgebern geteilt werden, wissen Branchenkenner wie Headhunter. Der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist aber nur einer der Gründe, warum Fachkräfte eine individuelle Karriereberatung wünschen.
Karriereberatung – wo liegt der Vorteil?
Der Kontakt zu einem Headhunter lohnt sich für Jobsuchende nicht bloß, weil die Personaler ausgewiesene Experten sind, die wissen, was der Markt verlangt, sondern weil sie zusätzlich stetig neue Suchaufträge von Arbeitgeberseite bekommen. Somit können sie gezielt auf aktuelle Angebote eingehen. Deshalb sind Headhunter ebenso für Einsteiger von Interesse wie für Professionals, die bereits eine ordentliche Laufbahn hingelegt haben.
Diese wechselwilligen Führungskräfte sind insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des daraus resultierenden Fachkräftemangels aufgrund ihrer bestehenden Qualifikation besonders beliebte Klienten. Dies weiß die Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e. V. (DGFK) zu belegen. In ihrer letzten Marktstudie zur Karriereberatung in Deutschland stellte sie fest, dass die meisten Klienten zwischen 44 und 50 Jahre alt sind, auf eine durchschnittliche Berufserfahrung von 10 bis 20 Jahre zurückblicken und sich zudem in ungekündigter Festanstellung befinden. Weiterhin hat das DGFK festgestellt, dass
- das am häufigsten genutzte Beratungsformat das persönliche Gespräch ist (92 %), die Beratung per Telefon (48 %) und per E-Mail (41 %) folgen mit Abstand.
- die Digitalisierung auch in der Beratung auf dem Vormarsch ist. Videochats per Skype zählen für die Hälfte der Berater zum Alltag.
- die Beratung im Durchschnitt drei bis fünf Gespräche (44 %) ausmacht, die jeweils zwischen 90 und 150 Minuten umfassen.
Beratungsprozess – wie läuft das genau?
Natürlich läuft jede Beratung individuell verschieden ab, dennoch beschreibt Christian Düngfelder den groben Ablauf einer Karriereberatung in drei wesentlichen Zügen: Kennenlernphase – Analyse – Umsetzung. „Nachdem wir uns die Bewerbungsunterlagen angesehen haben, wird ein Kennenlerngespräch vereinbart, um über die beruflichen Ziele und Wünsche des Kandidaten zu sprechen und diesen als Person zu erfahren.“
In diesem Gespräch sammelt der Berater Informationen über den Kandidaten und analysiert Potenziale sowie Schwachstellen. Meistens wird auch gleich über mögliche Aufgaben und Arbeitgeber gesprochen. Der Mehrwert eines beratenden Headhunters liegt darin, dass dieser konkrete Stellenangebote und weiterführende Informationen zu der Position sowie den Auftraggebern besitzt, so die Experten von MINT Solutions: „Der Headhunter kann den Kandidaten gezielt auf das Unternehmen, die Position und den Gesprächspartner vorbereiten.“ Damit fällt die Beratung in diesem Fall zielgerichtet aus und führt zu einer entsprechenden Profilschärfung auf die konkrete Position hin. Im reflektierenden Feedback präsentiert der Berater verschiedene Handlungsstrategien, spricht identifizierte Problemfelder an und zeigt Alternativen auf.
Karriereplanung beginnt schon vor der Beratung
Erfolgreiche Karriereplanung beginnt bereits mit einer gründlichen Vorbereitung. Vor einer professionellen Beratung sollten persönliche Ziele formuliert werden. Die eigenen Werte zu definieren hilft zu erkennen, wo der eigentliche Fokus liegt: Geht es um den Gewinn von gesellschaftlichem Status oder hauptsächlich darum, Privates und Arbeit besser zu koordinieren? Wo stehe ich in fünf Jahren? Bin ich bereit für neue Herausforderungen oder im Grunde zufrieden mit dem Ist-Zustand?
Diese grundlegenden Fragen sollten ehrlich beantwortet werden. Dabei gilt es, mit dieser Offenheit und der Fähigkeit zur Selbstkritik in die spätere Beratung zu gehen. Ebenso wichtig ist ein harmonisches Verhältnis zum Berater, die Chemie muss stimmen. Denn die Karriereentwicklung ist ein Langzeitprojekt. Sinnvoll ist da der Rat eines Experten, der nicht bloß kurzfristige Beratung, sondern langfristige Unterstützung bietet.