Leben und arbeiten im Ausland: Schon als kleines Kind war genau das mein Ziel. Dabei stand ein Land schon immer ganz weit oben auf der Liste: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Urlaub in den USA erinnern. Das Land wirkte voller neuer Möglichkeiten, die Menschen dort immer gut gelaunt und freundlich und die Palette an unbekannten und aufregenden Produkten unendlich. Das war meine erste internationale Erfahrung, wenn auch nur als Tourist. Dabei sollte es aber nicht bleiben.
Das Land hat seitdem nicht an Faszination verloren, auch wenn inzwischen der Blick nicht mehr der durch die Brille einer leicht zu begeisterten 10-Jährigen ist, die vor allem Disney World und Brownies mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Verbindung brachte. Um zu verstehen wie der Hase wirklich läuft auf der anderen Seite des Atlantiks habe ich mich mit Peter Adelhardt unterhalten.
Der ambitionierte junge Mann ist derzeit Head of Sales bei DATA AHEAD GmbH, einem jungen Unternehmen im Bereich Mess- und Regelungssysteme mit Hauptsitz in Nürnberg. Peter hat bereits einige Zeit in einem der beliebtesten Staaten der USA verbracht: Kalifornien. Heute erzählt er uns wie es ist im Ausland zu leben und zu arbeiten, speziell in den USA. Wer weiß, vielleicht können seine Einsichten auch Sie dazu inspirieren Ihren „American Dream“ zu verwirklichen.
Experteer: Wann hatten Sie Ihre erste Erfahrung im Ausland und in welchem Kontext?
Peter Adelhardt: Meine erste Auslandserfahrung war mein sechstes Hochschulsemester, das ich als Praxissemester im Rahmen meines Studiums an der „Hogskolen i Oslo“ in Norwegen verbracht habe. Mein Antrieb damals war Neugier – Ich war gespannt und begeistert einen anderen Teil der Welt zu erfahren. In der Tat konnte ich zahlreiche interessante Charaktere aus aller Herren Länder kennenlernen. Mich faszinierte der Austausch mit Ihnen und mich auf andere Ideen und Ansichten einzulassen.
Meine erste tatsächliche Arbeitserfahrung im Ausland war ein 18-monatiger Aufenthalt in Kalifornien. Bei der Technologie-Firma „Veeco Instruments“ in Santa Barbara arbeitete ich an meiner Diplomarbeit und entschied mich den vollen Rahmen meines Visums auszunutzen.
Seit einem kurzen Schüleraustausch im Alter von 17 Jahren war ich fasziniert von den Vereinigten Staaten. Als mir einer meiner Hochschulprofessoren den Kontakt zu dieser Firma vermittelte war klar, dass ich in die USA zurückkehren und die Westküste erleben möchte. Diese Chance konnte ich nicht verstreichen lassen und ergriff sie.
Experteer: Wenn Sie die wichtigsten Sachen nennen müssten, die Sie während Ihres Auslandseinsatzes gelernt haben: was wären sie?
Peter Adelhardt: Eine der wertvollsten Erkenntnisse aus meiner Zeit im Ausland war ein klareres Bild davon zu bekommen, in welche Richtung ich meine Karriere entwickeln möchte. Ich denke es geht den meisten so – in der ersten Festanstellung bekommt man Schritt für Schritt ein Gefühl dafür, welche Aufgaben einem liegen und welche Karriere-Optionen man für sich ausschließen kann.
In dieser Zeit schloss ich gerade mein Studium zum Mechatronik-Ingenieur ab und stellte für mich fest, dass ich es spannend fand, mich mit Mitarbeitern auszutauschen oder zum Beispiel Präsentationen zu erstellen und zu halten. Ich interessierte mich auch sehr für leitende Aufgaben – mit der Arbeit eines Entwicklungsingenieurs konnte ich mich nur schwer identifizieren.
Sehr interessant waren die Unterschiede in der Arbeitskultur. In deutschen Betrieben neigt man häufig dazu alle privaten Aspekte aus dem Arbeitsumfeld herauszuhalten und nur die professionelle Seite von sich zu zeigen. Meines Erachtens trennen Amerikaner diese beiden Lebensbereiche viel weniger voneinander. Neben dieser Tatsache trug der kalifornische Lebensstil zu einer ziemlich entspannten Arbeitsatmosphäre zwischen den Kollegen aber auch zum Management bei.
Hier machte ich die prägende Erfahrung, dass eine positive Grundeinstellung und eine unterstützendes Umfeld Mitarbeiter dazu motivieren kann, von sich aus gerne gute Leistungen zu zeigen und so zum Unternehmenserfolg beizutragen. Lob und positives Feedback waren immer ein wichtiges Mittel in Projektdiskussionen. Konstruktive Kritik ist im Englischen gegenüber dem Deutschen weniger direkt und wirkt so etwas „verzuckert“.
Sie ist natürlich auch in den USA sehr wichtig und die Voraussetzung für bessere Ergebnisse sowie persönliche Weiterentwicklung. Allerdings hat ein „gut gemacht“ zwischendurch noch niemandem geschadet – insbesondere, wenn man jung und unerfahren seine Aufgaben erledigt und die eigene Arbeitsqualität noch wenig einschätzen kann.
Neben diesen angenehmen Eindrücken wurde mir ein gänzlich anderer Aspekt des amerikanischen Arbeitslebens verdeutlicht: Der quasi nicht vorhandene Kündigungsschutz. In meinen ersten Arbeitsmonaten wurden aus Gründen der Profitabilität kurz vor Weihnachten ca. zehn Prozent der Belegschaft aus allen Abteilungen gekündigt. Diese Maßnahmen können auf einen Europäer sehr drastisch wirken und haben mir klar gemacht, was es heißt als amerikanischer Arbeitnehmer immer wachsam und flexibel bleiben zu müssen.
Experteer: Was war Ihre größte Herausforderung bei der Arbeit im Ausland? Haben Sie dazu eine kurze Anekdote?
Peter Adelhardt: Mein Vorteil war, dass meine vorherigen Anstellungen lediglich Praktika und Werkstudententätigkeiten waren. Daher war ich sehr offen gegenüber dem, was mich erwartete. Meine größte Herausforderung war tatsächlich meine Gesundheit. Wie viele Besucher in den USA war ich überwältigt vom Umfang und der Verfügbarkeit von Essen aller Art. Nach rund vier Monaten war es Zeit für mich, mich bei einem Fitnessstudio anzumelden und so den kalifornischen Fitness-Wahn aus nächster Nähe zu erleben.
Experteer: Was ist der wichtigste Tipp, den Sie jemandem geben würden, der im Ausland arbeiten möchte?
Peter Adelhardt: Seien Sie so offen, wie irgend möglich. Gegenüber neuen Erfahrungen, anderen Lebensweisen, anderen Arbeitseinstellungen. Versuchen Sie sich im Vorfeld ein Bild von der Kultur zu machen, die Sie besuchen wollen. Und egal, was Sie denken von einer Kultur schon zu wissen und zu verstehen – stellen Sie sich auf einen Kulturschock ein.
Vielen Dank, Peter Adlehardt, dass Sie Ihre persönlichen Erfahrungen im Ausland mit uns geteilt haben und unseren Lesern eine Idee davon geben haben wie es ist, im Ausland zu leben und vor allem zu arbeiten. Ich denke jedes Land hält etwas Neues und Spannendes für jemanden bereit, der sich entschließt, den Schritt zu wagen. Und Ihre Einsichten machen Lust darauf mehr zu erfahren.
Über Peter Adlehardt:
Peter Adelhardt hat nach Abschluss seiner Hochschulreife das Studium zum Mechatronik-Ingenieur an der FH Regensburg abgeschlossen. Während seiner Studienzeit hat es ihn bereits ins Ausland gezogen, sodass er ein praktisches Auslandssemester an der Hochschule in Olso, Norwegen absolviert hat. Von 2006 bis 2008 lebte und arbeitete Herr Adelhardt in Santa Barbara, Kalifornien. Bei dem Unternehmen Veeco Instruments absolvierte er seine Diplomarbeit und war anschließend Trainee. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er als Applikations-Ingenieur bei National Instruments in München, Deutschland für 3 Jahre angestellt und konnte sich dort seine Fähigkeiten in vielen Bereichen erweitern. Schließlich suchte er nach neuen Herausforderungen und ging 2011 für ein Jahr in den Vertrieb von National Instruments. Während seiner Anstellung bei National Instruments verbrachte er auch mehrere Monate am Firmenhauptsitz in Austin, Texas. Seit 2012 arbeitet Herr Adelhardt nun als Head of Sales&Marketing bei DATA AHEAD GmbH, die derzeit versuchen, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen – einem Projekt, dem sich Herr Adelhardt mit besonderer Hingabe verschrieben hat.