Und weg war er. Eigentlich wollte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach im Maischberger-Talk über die Gewaltausschreitungen beim G20-Gipfel reden. Doch die Fronten waren verhärtet – und Bosbach verließ das Studio. Schade. Denn Meinungsverschiedenheiten haben ein enormes Potenzial – in der Politik wie im Business. Wenn man sie in die rechten Bahnen lenkt …
Fehlkommunikation kann durch verschiedene kulturelle Hintergründe, Erfahrungen oder Persönlichkeiten entstehen. Dennoch ist es essentiell, dass Sie innerhalb des Teams ehrlich miteinander sprechen. Schaffen Sie eine offene Arbeitsatmosphäre, in der Interaktion und Kommunikation groß geschrieben werden. Es ist normal, dass man Konflikten aus dem Weg gehen will, doch dienen gerade Meinungsverschiedenheiten im Büro als Ideenimpulse. Senior Manager stehen also unter der Verantwortung, einen offenen Austausch zu fördern. Sehen Sie zu, dass Mitarbeiter ihre Meinung vertreten. Nur so entstehen Kreativität und Innovation.
Meinungsverschiedenheiten moderieren
In Ihrem Büro gibt es höchstwahrscheinlich eine Bandbreite verschiedener Persönlichkeiten. Ruhig oder extrovertiert, verrückt oder besonnen – jeder hat eine andere Art, sich auszudrücken. Sollten Sie als Führungskraft jedoch feststellen, dass das Verhalten eines Mitarbeiters das Büroklima gefährdet, ist es Ihre Aufgabe, das anzusprechen und zu unterbinden. Extrovertierte Persönlichkeiten geben womöglich überall ihren Senf dazu, andere sitzen stumm in der Ecke und schweigen – selbst, wenn sie einer Meinung ganz und gar nicht zustimmen.
1. Ziele abstecken
Um das Spielfeld zu ebnen, sollten Sie Ihren Mitarbeitern Ihre Ziele deutlich machen. Vielleicht reicht eine simple Email, vielleicht müssen Sie sich mit den Abteilungsleitern austauschen, die wiederum ihre eigenen Teams informieren. Möglicherweise sollten Sie ein großes Meeting einberufen. Egal, wie Sie es anstellen: Nehmen Sie sich Zeit und erklären Sie, warum Sie so viel Wert auf freie und offene Meinungsäußerung im Unternehmen legen. Betonen Sie, wie sehr Sie das Feedback Ihrer Mitarbeiter schätzen und heben Sie hervor, dass Sie Ideen und Meinungen von Ihrem Team erwarten, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Denn Meinungsverschiedenheiten im Büro verhelfen zu neuen Impulsen.
2. Nach Mustern kommunizieren
Wenn der Stresspegel steigt, kann es leicht passieren, dass man sich einmal im Ton vergreift. Arbeiten Sie also mit dem Personalverantwortlichen zusammen, um eine Art „Kommunikationsmuster“ für Konfliktsituationen zu entwickeln. Das Schöne an Ich-Botschaften ist, dass sowohl schüchterne als auch extrovertierte Mitarbeiter davon profitieren. Diejenigen, die mit ihrer Meinung stets zur Stelle sind, werden dazu angehalten, ihre Gedanken und Gefühle ruhig zu formulieren. Zurückhaltenden Kollegen dagegen vermittelt das Muster der Ich-Botschaft ein Gefühl von Sicherheit. Ich-Botschaften rücken den Sprecher und dessen Meinung in den Fokus. „Ich fühle mich … weil …! Ich wünsche mir / ich brauche …“ Es geht also nicht darum, mit dem Finger auf jemanden zu deuten und Schuldzuweisungen auszusprechen, sondern darum, seine eigenen Gefühle und Gedanken in einer bestimmten Situation auszudrücken. Und so funktioniert’s:
Stellen Sie sich vor, Ihre Mitarbeiterin Erika, heimst des öfteren die Lorbeeren für die Arbeit anderer ein. Sie rühmt ihre Fähigkeiten und kehrt die Leistungen anderer zugleich unter den Teppich. Robert, ein Kollege, hat genug.
Du-Botschaften wie diese sollte er jetzt vermeiden:
Robert: „Erika, ständig stellst du unsere gemeinsamen Leistungen als deine eigenen hin. Ich habe keine Lust mehr auf dein Geltungsbedürfnis und dein selbstherrliches Getue.“
Ich-Botschaften wie diese sind die bessere Wahl:
Robert: „Erika, ich fühle mich übergangen, wenn meine Leistungen nicht gewürdigt werden. Ich würde mir wünschen, dass du mir die Gelegenheit gibst, meine Ideen und Erfolge selbst zu präsentieren, denn ich habe viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt.“
Anstatt den anderen anzugreifen, halten Sie diesem mithilfe einer Ich-Botschaft Einsichten den Spiegel vor. Sie halten den anderen dazu an, sich in Sie hineinzuversetzen.
3. Konstruktive Kritik üben
Auch andere Techniken können bei Meinungsverschiedenheiten im Büro den Streithähnen den Wind aus den Segeln nehmen. Verpacken Sie Kritik zwischen zwei positiven Botschaften – doch achten Sie darauf, dass die Kritik nach wie vor klar verständlich ist. Wenn Sie Ellen sagen, dass ihre Analyse schlampig ist, klingt das nie besonders nett. Besser wird sie dir Kritik jedoch aufnehmen, wenn Sie gleichzeitig etwas hervorheben, das Sie an Ellens Arbeit schätzen. „Ellen, ich habe gesehen, dass du die Analyse bearbeitet hast, um die ich dich gebeten hatte – danke, dass du das so schnell erledigt hast. Allerdings macht sie einen etwas unvollständigen Eindruck, auch der Aufbau wirkt nicht so logisch, wie sonst. Ich weiß, dass du das besser kannst. Setzt du dich bis Freitag nochmal an den Feinschliff?
Meinungsverschiedenheiten im Büro sind unvermeidbar und gleichzeitig sehr wichtig. Denn nur dadurch entstehen neue Impulse, neue Ideen und Perspektiven. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern und Kollegen also, wie sie konstruktiv Kritik üben können, ohne sich gegenseitig zu beleidigen oder durch „sugarcoating“ am eigentlichen Thema vorbeizureden.
Viele Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten im Büro könnten vermieden werden, wenn Mitarbeiter ihre Meinung offen kommunizieren – und zwar nicht nur untereinander, sondern auch Ihnen gegenüber. Fördern Sie eine Arbeitsatmosphäre, in der konstruktiv Kritik geübt wird, in der mit Meinungen nicht hinter dem Berg gehalten wird. Denn von produktivem Austausch im Team profitieren nicht nur Sie als Führungskraft, sondern das ganze Unternehmen.