Stellensuche mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad

Mutter mit Führungsposition? Wie überzeuge ich den Arbeitgeber?

Sich als Mutter mit Kleinkind(ern) für eine Führungsposition zu bewerben, ist eine nervenaufreibende Angelegenheit. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Und Sie haben das sicher auch schon zu spüren bekommen. Bei Vorstellungsgesprächen kommt sofort die Frage nach der Kinderbetreuung. Eine Frage, die meines Wissens männlichen Bewerbern so gut wie nie gestellt wird.

Stellensuche mit Kind und Kegel

Bei jedem potentiellen Arbeitgeber läuft sofort ein Film im Kopf ab: lange ungeplante Ausfallzeiten, weil das Kind „ununterbrochen“ krank ist, keine Bereitschaft für Überstunden, unflexible Arbeitszeiten, keine Abendtermine möglich, mütterlicher Führungsstil, usw. Für viele Bewerberinnen ist ein Kind ein echter Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bewerbern. Daher stellen sich viele Mütter die Frage: wie soll ich mit meinem Kind in meiner Bewerbung umgehen?

In den Bewerbungsunterlagen

Ich bin der Meinung, dass Sie mit dem Thema in Ihren Bewerbungsunterlagen kurz und bündig, aber ehrlich umgehen sollten. Bei Ihren persönlichen Daten geben Sie die Anzahl Ihrer Kinder an, mit einer Bemerkung, dass die Kinderbetreuung gesichert ist oder dass Ganztagsbetreuung besteht. Wenn die Anzahl Ihrer Kinder unter dem statistischen Durchschnitt von 1,4 Kindern pro Frau liegt, können Sie gerne auch anführen, dass Ihre Familienplanung schon abgeschlossen ist. Somit verschweigen Sie diese Tatsache nicht, geben ihr in Ihrer Bewerbung aber auch nicht zu viel Gewicht. Basta.

Beispiel: Familienstand: verheiratet, 1 Kind (Ganztagsbetreuung) – Familienplanung abgeschlossen

Viele Mütter fragen sich: Soll ich mein Kind in der schriftlichen Bewerbung ganz verschweigen? Ich rate davon ab! Wenn Ihr potentieller Arbeitgeber erst im Vorstellungsgespräch erfährt, dass Sie ein Kind haben, kann er sich getäuscht und hintergangen fühlen.

Im Vorstellungsgespräch

Wie können Sie im Vorstellungsgespräch Ihren „Wettbewerbsnachteil Kind“ ausgleichen? Das Wichtigste ist: treten Sie professionell auf! Sie kommen zum Bewerbungsgespräch nicht als Mama, die nebenbei etwas dazuverdienen will! Nein! Sie kommen als qualifizierte Führungskraft, die für das Unternehmen einen Mehrwert bieten kann!

Rücken Sie Ihre objektive Qualifikation ins Rampenlicht! Reden Sie über Ihre Kompetenzen, Ihre Qualifikationen und Ihre Berufserfahrung.

  • Welche schwierigen Situationen haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn schon gemeistert?
  • Welche Leistungen haben Sie schon vollbracht?
  • Welche Projekte haben Sie schon erfolgreich umgesetzt?
  • Was sind Ihre Stärken, und mit welchen beruflichen Praxisbeispielen können Sie sie veranschaulichen?
  • Was haben Ihre früheren Vorgesetzten besonders an Ihnen geschätzt?
  • In welchem Bereich haben Sie spezielle Kenntnisse? (Finanz, Recht, Branchenwissen, …)
  • Welche Fähigkeiten besitzen Sie? (vernetztes Denken, Entscheidungsfähigkeit, gutes Zahlengefühl, …)
  • Welche Methoden beherrschen Sie? (Projektmanagement, Präsentations- oder Moderationstechniken, …)
  • Welche persönlichen Eigenschaften haben Sie, die Sie für die Führungsposition qualifizieren? (mutig, erfolgsorientiert, kommunikativ, motivierend, …)

Auch wenn Sie Ihren Gesprächsfokus auf Ihre Qualifikation legen, kommt das Thema „Kind“ sicherlich zur Sprache. Wobei ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen muss, dass es oft männliche Interviewpartner sind, die bei dem Thema Kind und Kinderbetreuung skeptisch reagieren. Für weibliche Gesprächspartner ist es meist selbstverständlich, dass Beruf und Kind unter einen Hut gebracht werden können.

Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen! Versuchen Sie, etwaige Befürchtungen Ihres Gesprächspartners zu entkräften: Ja, Sie haben ein Kind, aber die Kinderbetreuung ist gesichert. Ja, Sie haben ein Kind, aber Sie haben ein starkes Netzwerk von Ehepartner, Familie und Freunden, die auch gerne mal einspringen, wenn das Kind krank ist oder wenn Sie mal Überstunden machen müssen. Ja, Sie haben ein Kind, aber Ihr Mann ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen, damit Sie in Ihrer Führungsposition erfolgreich sind.

Hauptbefüchtungen von Arbeitgebern entkräften

1. Mangelnde Flexibilität

Stellen Sie klar, welches Ausmaß an Flexibilität Sie zu zeigen bereit sind. Wie flexibel können/müssen Ihre Arbeitszeiten sein? Können Sie Überstunden machen oder Abendtermine absolvieren? Sind Sie bereit, auch nach Ihrer Arbeitszeit für telefonische Auskünfte zur Verfügung zu stehen?

Sie können natürlich umso bestimmter auftreten, je stärker Ihr persönliches Netzwerk ist, auf das Sie für die Kinderbetreuung zurückgreifen können. Die Unterstützung Ihres Netzwerkes darf nicht nur eine leere Phrase sein, die Sie in Ihrer Bewerbung verwenden. Sie sollten wirklich im Vorhinein abklären, wer Sie wie unterstützen kann.

Die wichtigste Person dabei ist natürlich Ihr Lebenspartner (wenn vorhanden). Ihre Flexibilität hängt schließlich auch von seiner Flexibilität ab. Kann er das Kind morgens zur Kinderbetreuung bringen? Kann er es an manchen Tagen abholen? Kann auch er mal zuhause bleiben, wenn das Kind krank ist? Dasselbe gilt natürlich auch für Familie und Freunde. Können Oma und Opa das Kind mal vom Kindergarten abholen, damit Sie lange arbeiten können? Kann das Kind mal bei einem Kindergartenfreund den Nachmittag verbringen, wenn Sie Überstunden machen müssen? Kann es bei Ihren Schwiegereltern übernachten, wenn Sie auf Dienstreise sind?

Aber natürlich gilt: eine Hand wäscht die andere! Wie flexibel ist Ihr Arbeitgeber in puncto Arbeitszeit? Ist es in Ordnung, dass Sie auch mal abends nacharbeiten, wenn Sie vormittags bei einem Kindergartenfest waren? Oder dass Sie zuhause arbeiten, wenn Sie bei Ihrem kranken Kind bleiben müssen? Zählt im Unternehmen die Anwesenheit, oder zählen Resultate?

2. Mangelndes Engagement

Vielen Müttern wird oft unterstellt, dass sie durch ihre Mutterschaft den Biss verloren haben. Dass sie keinen Wert mehr auf Karriere und Beruf legen. Sprechen Sie dieses Thema aktiv an. Ja, Ihre Familie ist Ihnen wichtig. Ja, Sie lieben Ihr Kind. Aber Sie lieben auch Ihren Beruf. Sie möchten, dass Ihre professionelle Expertise zählt. Sie möchten wieder geistig gefordert sein und Ihre Berufserfahrung einsetzen können. Schließlich können Sie ja Ausbildungen und Berufserfahrung vorweisen.

Zusätzlich wäre es ein Vorteil, wenn Sie während Ihres Mutterschaftsurlaubs eine Weiterbildung absolviert hätten. Viele Mütter sehen ihre Karenzzeit als wohlverdiente Pause vom Berufsleben, in der sie sich ganz und gar ihrer Familie widmen möchten. Das ist verständlich und völlig nachvollziehbar.

Für Ihre Bewerbung um einen neuen Job ist es aber vorteilhaft, wenn Sie in Ihrem Mutterschaftsurlaub nicht ganz weg von der Arbeitswelt waren. Vielleicht haben Sie in einem Abendkurs Ihre Fremdsprachenkenntnisse aufgefrischt oder Ihre EDV-Kenntnisse erweitert. Das zeigt Ihrem Arbeitgeber, dass Sie am Ball geblieben sind und dass Ihnen neben Ihrer Familie auch Ihr Beruf wichtig ist.

Die grundsätzliche gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Frage lautet:

Warum wollen Arbeitgeber keine Mütter?

Wie gesagt, es gehen bei vielen Arbeitgebern Warnlichter an, wenn sich Mütter von Kleinkindern bewerben, noch dazu für Führungspositionen: unflexible Arbeitszeiten, keine Möglichkeit für Überstunden, lange ungeplante Pflegeurlaube, weil „Kinder ständig krank sind“.

Natürlich muss man ehrlich zugeben, dass diese Vorurteile nicht ganz unbegründet sind. Wenn das Kind krank ist, muss jemand bei ihm zuhause bleiben – und das ist eben oft die Mama. Wenn der Kindergarten um 16.00 Uhr schließt, muss das Kind abgeholt werden, auch wenn alle Kollegen um diese Uhrzeit noch arbeiten.

Viele Arbeitgeber haben außerdem noch das Modell Anwesenheit = Leistung im Kopf. Nur wer „voll“ anwesend ist, leistet auch „voll“. Auch fehlt vielen die Phantasie, sich flexible Lösungen vorzustellen, wie man eine arbeitende Frau mit Kind in das eigene Arbeitsumfeld integrieren kann. Lösungen wie Teilzeit-Führungspositionen oder Homeoffice sind ja schön und gut für große Konzerne, aber im eigenen Betrieb ist das bestimmt nicht möglich – denken viele Unternehmer.

Ja, es bedeutet einen organisatorischen Mehraufwand. Die Frage ist: Wie lange können es sich Unternehmer noch leisten, in Zeiten des oft bejammerten Fachkräftemangels auf eine so große Gruppe an qualifizierten Arbeitnehmern zu verzichten?

Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich durchaus lohnt, Müttern entgegenzukommen. Wenn sich ein Unternehmen flexibel und familienfreundlich zeigt, zeigen die Mitarbeiterinnen ihre Dankbarkeit mit Loyalität und Engagement. Das gilt aber nicht nur für Mütter! Auch Väter wollen Zeit mit der Familie verbringen und schätzen die Familienfreundlichkeit von Arbeitgebern.

Über die Autorin:

Karin LeitmüllerMag. Karin Leitmüller, MA, ist selbständige Personalmanagerin und Bewerbungsberaterin. Zusätzlich ist sie Consultant für Outplacement. Ihre Mission ist es, Menschen & Arbeit zu verbinden. Ihre Berufserfahrung hat sie in verschiedenen Führungspositionen im Bereich HR und Finanzen gesammelt. Sie liebt ihren Job, ihre Familie, Musik und Eishockey.



Experteer verwendet Cookies. Informationen zum Datenschutz
Verstanden