Ja-Sager gehören zu den Verlierern am Arbeitsplatz. Sie sind häufiger von Burnouts betroffen und arbeiten oft am Limit – immerhin gibt es immer den ein oder anderen Kollegen, der ihre Hilfsbereitschaft ausnutzt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie freundlich aber bestimmt Nein sagen. Ohne dabei unkollegial zu wirken.

Wer am Arbeitsplatz zu nett ist, findet sich schnell mit mehr Arbeit wieder als ihm lieb ist. Wenn plötzlich immer mehr Kollegen um einen Gefallen bitten, ist es Zeit, Nein zu sagen.
Grenzen setzen und diplomatisch bleiben
Erfahrene Spitzenkräfte kennen das Problem: Häufig werden sie nach ihrem Rat und ihrer Hilfe gefragt. Bei echten Problemen zu unterstützen, ist selbstverständlich. Doch was, wenn die Abteilungsleiterin von nebenan Sie immer wieder um einen Gefallen bittet? Immerhin haben Sie ihr Last-Minute-Projekt schon letztes Mal übernommen… Sie wollen nicht unhöflich wirken, sind aber auch nicht sicher, ob der neue Gefallen in Ihren Zeitplan passt?
Hier sind 2 Strategien, mit denen Sie sich Zeit verschaffen, um ihre Reaktion zu überdenken.
- Kommunizieren Sie deutlich, zu welchen Zeiten Sie für Anfragen erreichbar sind. Wenn Ihre Bürotür zu ist, wollen Sie nicht gestört werden – das muss auch die Kollegin akzeptieren.
- Bitten Sie um 24 Stunden Bedenkzeit. Währenddessen können Sie entscheiden, ob Sie die Aufgabe wirklich übernehmen möchten und ob Sie dafür Kapazitäten freihaben.
Mit acht Sätzen freundlich Nein zu Anfragen
Wie Sie höflich ablehnen, ohne dabei Ihre Reputation zu riskieren, hat der Wharton-Professor Adam Grant analysiert. Diese acht geschickt formulierten Sätze empfiehlt er Menschen, die Anfragen respektvoll ablehnen wollen.
Aufschieben: „Ich ersticke gerade selbst in Arbeit. Sie können jedoch gerne später noch mal bei mir nachhaken.“ Mit dieser Antwort machen Sie deutlich, dass Ihre Kapazitäten limitiert sind. Wer sich entsprechend noch einmal bei Ihnen meldet, hat tatsächlich Interesse an Ihrer Person.
Verweisen: „Ich bin für diese Aufgabe nicht ausreichend qualifiziert. Aber vielleicht hilft Ihnen das hier weiter.“ Sie brauchen keine Ratschläge zu geben, wenn das Themengebiet nicht zu Ihrer Expertise gehört.
Vorstellen: „Das ist nicht mein Kompetenzgebiet. Ich kenne jedoch jemanden, der weiterhelfen könnte.“ Vermitteln Sie Ihre Kontakte, die ausgewiesene Experten für die jeweilige Fragestellung sind.
Überleiten: „Sie beide verfolgen die gleichen Ziele.“ Der vorherige Satz hat keine Früchte getragen? Stellen Sie Leute mit den gleichen Interessen einander vor. Daraus können sich förderliche Beziehungen ergeben.
Vorselektieren: „Treffen Sie sich mit meinem Kollegen, er wird einen Termin mit Ihnen vereinbaren.“ Delegieren Sie die erste Kontaktaufnahme an einen Kollegen oder Assistenten, der alle Anfragen für Sie vorselektiert.
Stapeln: „Andere haben diese Frage ebenfalls gestellt. Lassen Sie es uns gemeinsam besprechen.“ Statt immer wieder dieselben Fragen einzeln zu beantworten, können sich Meetings mit einer Anzahl an Personen auszahlen.
Auf die Beziehungsebene verweisen: „Wenn ich Ihnen damit helfe, habe ich keine Zeit mehr für andere.“ Weisen Sie auf Ihre Verpflichtungen gegenüber anderen Personen hin.
Persönlich weiterentwickeln: „Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen. Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, häufiger nein zu sagen – Sie sind besonders hartnäckig. Dies scheint eine gute Chance zu sein, mich an meinen Vorsätzen zu üben.“
Weniger Stress – Anfragen erfolgreich abwimmeln
Entwickeln Sie den Mut und lehnen Sie zusätzliche Aufgaben häufiger ab. Wer richtig Nein sagen kann und seine eigene Belastbarkeit realistisch einschätzt, ist glücklicher im Beruf und arbeitet gesünder. Neinsagen lässt sich üben: Setzen Sie sich ein Ziel und legen Sie fest, wie häufig Sie in dieser Woche Nein sagen möchten. Senior Professionals, die sich ihrer eigenen Kapazitäten bewusst sind und Zusatzaufgaben ablehnen, stärken außerdem ihr Zuverlässigkeitsimage.