O’zapft is: Mit dem Chef zur Wiesn

Es ist wieder soweit, die fünfte Jahreszeit hat in München begonnen: Das Oktoberfest oder wie die Bayern zu sagen pflegen, die Wiesn. Das größte Volksfest der Welt ist bekannt wie ein bunter Hund und viele kommen aus aller Herren Länder um einmal eine Maß zu stemmen. Jedes Jahr besuchen etwa 6 Millionen Gäste die Wiesn und verleiben sich auch etwa 6 Millionen Maß Bier ein. Das ist schon ordentlich. In Münchner Firmen ist es inzwischen üblich, die Mitarbeiter auf das alljährliche Spektakel im Herzen der Stadt einzuladen.

Mit dem Chef zur Wiesn

Dann werden gerne mehrere der hart umkämpften Wiesn-Tische reserviert und dazu aufgerufen in Dirndl und Lederhosen bekleidet mit dem Chef zur Wiesn zu gehen. Klingt doch alles ganz toll, oder? Ich weiß ja nicht, wie oft Sie schon auf dem Oktoberfest waren aber auf der Wiesn gelten bekanntlich andere Regeln. Plötzlich hakt man sich beim Nachbarn ein und bemerkt erst wenn es schon zu spät ist, dass es sich bei der Nebenperson um den eigene Chef handelt.

Frauen lassen gerne tief blicken und Männer schauen noch tiefer ins Glas. Dass dabei schnell mal etwas schief laufen kann versteht sich von selbst. Wir sagen Ihnen wie Sie sich verhalten müssen, um auch am nächsten Tag sorglos im Büro zu erscheinen – abgesehen von Ihrem Kater.

1. Soll ich wirklich hingehen?

Die Frage ist: Warum nicht? Dies kann eine gute Möglichkeit sein um Ihre Kollegen in einem entspannteren Umfeld kennenzulernen. Vor allem, wenn Sie neu in der Firma sind kann dies eine willkommene Möglichkeit sein, um auch mit dem Kollegen aus dem dritten Zimmer rechts hinten im Gang mal zu sprechen, den Sie sonst nie sehen.

Knüpfen Sie Kontakte und sehen Sie diese Einladung als eine Team-Building-Maßnahme. Wenn Sie allerdings absolut kein Mensch für Großveranstaltungen sind, wird Ihnen keiner böse sein. Seien Sie ehrlich oder verbuchen Sie sich an dem Abend anderweitig um unangenehmen Kommentaren aus dem Weg zu gehen. Ansonsten: Genießen Sie es und haben Sie eine gute Zeit.

2. Die angemessene Kleidung

München verwandelt sich im September immer in ein Trachtenparadies. Dirndl und Lederhosen werden inzwischen nicht mehr nur von den Einheimischen sondern auch von den Touristen getragen. Daher ist es eine nette Gelegenheit sich auch selbst in Schale zu schmeißen und der bayrischen Tradition nachzugehen.

Aber Vorsicht: Frauen sollten nicht übertreiben, was das Dekolltée angeht und auch Männer sollten ihre Hemden lieber hochgeschlossen Tragen. Zwar ist die bayrische Tracht dafür bekannt, dass Frauen zeigen können was sie haben, bedenken Sie aber stets, dass Ihre „Offenherzigkeit“ schnell auch Thema bei den Kollegen am nächsten Tag werden kann. Als Dresscode gilt also: Tracht ja, aber gemäßigt.

3. „Maßlos“ bleiben

Sie sind nicht so der Biertrinker und haben Angst, dass Ihre Kollegen Sie verspotten? Bestellen Sie doch Apfelschorle, dann stechen Sie zumindest nicht so heraus wie mit einem Maßkrug Wasser. Mittlerweile wird in den Zelten auch alkoholfreies Bier ausgeschenkt. Stimmen Sie einfach das nächste Lied an und Ihre Kollegen werden wissen, dass Sie auch ohne Alkohol Spaß haben können.

Was die Bietrinker angeht gilt immer die Regel: In Maßen genießen, nicht in Massen! Lieber Radler bestellen als das eh schon stärker gebraute Bier. Falls Sie in einem Zelt sind, in dem es kein Radler gibt: Zwischendrin einfach Apfelschorle oder Wasser bestellen. Auch wenn jemand versucht Sie deswegen etwas zu necken wird er Ihnen insgeheim dankbar sein, wenn Sie ihm einen Schluck anbieten.

Vor allem als Vorgesetzter sollten Sie Ihre Grenzen kennen um einen Gesichtsverlust zu vermeiden. Falls Sie beobachten, dass ein Kollege zu tief ins Glas sieht, weisen Sie ihn höflich darauf hin und appellieren Sie an seine Vernunft: Morgen müssen Sie alle wieder an ihrem Arbeitsplatz sitzen, eine Krankschreibung ist ein absolutes Tabu.

4. Themen

Vermeiden Sie über Arbeitsthemen geschweige denn Ihren letzten Streit mit Ihrere Frau/Ihrem Mann zu sprechen, immerhin soll dies eine lockere Atmosphäre sein. Lassen Sie sich auf keinen Fall zu kontroversen Diskussionen hinreißen, dies kann schnell unangenehm werden. Im Notfall einfach beim Smalltalk bleiben oder zu Kollegen setzen mit denen Sie sich auch sonst gut verstehen.

5. Zu späterer Stunde

Der Alkoholpegel ist schon gut angehoben und plötzlich wirkt der Kollege ganz charmant und die Kollegin unheimlich süß? Vorsicht! Auch wenn Sie sich mit einem Kollegen/einer Kollegin sehr gut verstehen, jetzt ist sicherlich nicht ein guter Zeitpunkt Ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Bedenken Sie immer, dass Sie hier auf professioneller Mission sind und sich trotz Tracht und vollem Bierzelt in Ihrem beruflichen Umfeld befinden.

Wenn Sie merken, dass Ihnen die letzte Maß etwas zu Kopf gestiegen ist, verabschieden Sie sich einfach früher. Sie müssen nicht bis zum bitteren Ende bleiben und haben Ihre Pflichten als Mitarbeiter nach einer Maß Bier/Radler/Apfelschorle völlig erfüllt. Jetzt mag Ihr Kollege sich noch über Sie lustig machen, am nächsten Morgen wird die Situation jedoch eine ganz andere sein.

6. Der Tag danach

Hat Ihnen gestern Ihr Chef das „Du“ angeboten? Dann würde ich jetzt raten, dass Sie einfach mal so tun, also ob nichts gewesen wäre. Es ist besser höflich noch einmal darauf hingewiesen zu werden, dass man sich doch jetzt dutzt als wegen unhöflichem Verhalten aus dem Zimmer geschickt zu werden.

Kursiert bereits der neueste Klatsch und Tratsch vom letzten Abend? Klinken Sie sich nicht mit ein und betonen Sie höchstens, wie großzügig es von Ihrem Unternehmen war, Sie auf das Oktoberfest einzuladen.

Wenn Sie einen Blog oder ein schwarzes Brett in Ihrer Firma haben, dann schreiben Sie doch einen Artikel mit netten Fotos. Dadurch verbleibt der Ausflug auf der Wiesn bei allen in guter Erinnerung und das „Wir“-Gefühl unter den Mitarbeitern wird gefördert.

Und jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß bei Ihrem nächsten Oktoberfestbesuch. Wenn Sie sich an ein paar unserer Regeln halten steht einem entspannten Fest nichts im Wege.


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