Start-ups stehen in Sachen Recruiting vor besonderen Herausforderungen. Die Unterstützung von Personalberatern macht Sinn, wird jedoch vielfach noch zu wenig wahrgenommen. Mit dem Personal-Recruiting tun sich derzeit viele Unternehmen schwer. Doch Start-ups stehen nochmals vor besonderen Herausforderungen. Nur wenige von ihnen erzielen in kürzester Zeit Erfolge und sind für Bewerber somit eine Adresse. Das Gegenteil ist der Fall: Die meisten von ihnen sind weitgehend unbekannt.
Und sind sie bekannt, besteht eine gewisse Unsicherheit bei Kandidaten, sich zu bewerben, da bei einem Start-up im Vergleich zu etablierten Arbeitgebern das Geschäftsmodell erst am Entstehen ist. Schnell kommt die Frage auf, wie sicher der Job sein kann. Nicht zuletzt herrscht in Start-ups oft ein hohes Arbeitspensum und die Gehälter sind meist nicht mit großen Arbeitgebern zu vergleichen.
Schnelle Aufstiegschancen
Doch Kandidaten stehen auch viele Chancen und Möglichkeiten offen, weiß Christian Düngfelder, Geschäftsführer von MINT Solutions: „Start-up-Mitarbeiter haben meist direkten Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens. Oft sind sie auch von einer dynamischen Arbeitsweise geprägt und bieten schnelle Aufstiegschancen für ambitionierte Kandidaten“, sagt er.
Dabei gilt: Je schneller das Unternehmen wächst, desto größer sind die Aufstiegschancen, wenn ein Mitarbeiter von Beginn an einen Bereich aufgebaut hat. „Das Aufgabengebiet ist meist vielfältiger und flexibler als in größeren Unternehmen mit klar abgegrenzten Bereichen“, so Düngfelder.
Die Kultur, die in einem Start-up herrscht, ist außerdem oft sehr innovativ und dynamisch. Wenn diese Werte auch von Absolventen gelebt werden, treffen sich hier oft Gleichgesinnte, die ähnliche Vorstellungen haben. Auch bieten manche Start-ups ihren Mitarbeitern Unternehmensbeteiligungen, die bei Erfolg und Wachstum des Unternehmens sehr lukrativ sein können.
Gesucht: Entwickler und Fachkräfte aus dem MINT-Bereich
So mancher Bewerber fühlt sich in einem solchen Umfeld wohler als in einem etablierten Unternehmen. Für Start-ups kommt es darauf an, diese Leute zu finden und an sich zu binden. Konkret gesucht werden insbesondere Entwickler und Fachkräfte aus dem MINT Bereich, die die eigenen Produkte marktfähig machen. Beliebt sind erfahrene Entwickler, die über Know-How der Konkurrenz und Produktentwicklungszyklen verfügen sowie Tools, Methoden und weiteres Wissen mitbringen.
Ab einer bestimmten Größe werden auch Scrum-Master gesucht, die der Entwicklung eine Struktur geben sollen. Sobald das Produkt marktfähig ist, sind zudem erfahrene Vertriebsleute gefragt. Fachkräfte indes werden oft für hohe Positionen mit viel Verantwortung eingestellt. Meist sind diese Positionen höher in der Unternehmenshierarchie aufgehängt, als in großen Unternehmen, bei denen der Einstieg in die Managementebene sich oft schwieriger gestaltet.
Know-How im Personalbereich fehlt
Für die Start-ups gilt es letztlich, sich gut aufzustellen und einen professionellen Recruiting-Prozess aufzusetzen. Meist jedoch fehlt bei der Gründung Know-How im Personalbereich und das Thema Recruiting spielt eine untergeordnete Rolle. Daher ist die Zusammenarbeit mit Dienstleistern wie spezialisierte Personalberatungen interessant. Diese bieten neben der Vermittlung von Kandidaten oft auch Beratungsleistungen im Bereich Arbeitsverträge, Gehälter, Benefits, Recruiting-Prozesse, Aufbau/Durchführung von Vorstellungsgesprächen etc.
„Durch das Netzwerk einer Personalberatung haben Start-ups einen direkten Zugang zu Kontakten aus der Industrie. Personalberatungen sprechen Kandidaten an, die von sich aus nicht auf das Start-up zugegangen wären“, nennt Christian Düngfelder einen weiteren Vorteil. Gute Headhunter kennen die Kandidaten aus der Industrie meist über mehrere Jahre und können schnell einschätzen, welche Kandidaten zu ausgeschriebenen Positionen passen.
Auch haben Personalberatungen auf den bekannten Stellenmärkten hohe Kontingente und können hier vergünstigt Stellen für Start-ups ausschreiben. Der Name des Start-ups wird dabei nicht erwähnt. Vielmehr wird mit der Headhuntermarke geworben, die meist am Markt bekannter ist als das Start-up. „Der Headhunter kann somit in einzelnen Gesprächen persönlich das Unternehmen vorstellen und Aufmerksamkeit bei Kandidaten erzeugen, wenn er eingeschätzt hat, ob Kandidat und Unternehmen zusammenpassen“, erläutert Düngfelder.
Überhöhte Eigenwahrnehmung
Viele Start-ups setzen aber gerade nicht auf Personalberater. Das liegt daran, dass sie häufig eine überhöhte Eigenwahrnehmung haben: Da Gründer zurecht von ihrer Idee sehr überzeugt sind, nehmen sie automatisch an, dass potenzielle Kandidaten sie als traumhaften Arbeitgeber wahrnehmen. Doch am Markt sieht es anders aus, denn das Start-up muss sich meist erst ein gutes Arbeitgeberimage aufbauen, bis Kandidaten sich von sich aus bewerben oder Interesse zeigen. Dass eine Personalberatung hier unterstützen kann, wird oft nicht wahrgenommen. Hinzu kommt, dass die Kosten für einen Headhunter oft als zu hoch eingeschätzt werden. Dass manche Personalberater Start-ups individuelle Modelle anbieten, ist vielfach noch nicht angekommen.