In 4 Schritten zum Interview

So verfassen Sie ein gutes Bewerbungsanschreiben

Es gibt kaum etwas Schwierigeres, als sich selbst zu vermarkten. Der Grund? Man findet einfach nicht die richtigen Worte: kurze prägnante Aussagen werden zu Endlossätzen, die man mit typischen Floskeln wie „teamfähig“ oder „kommunikationsstark“ garniert – Standardphrasen, die kein HR-Manager hören will. Aber wie sollte das Anschreiben denn nun aussehen und was sollte man lieber vermeiden? So verfassen Sie in 4 Schritten ein überzeugendes Bewerbungsanschreiben.

Vom hundertsten Entwurf zum finalen Anschreiben

1. Allgemeine Vorbereitung

  • Informationen sammeln. Eine gründliche Recherche über Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber ist für ein aussagekräftiges, ansprechendes Anschreiben unverzichtbar. Je genauer das Anschreiben auf die Zielposition und das Zielunternehmen ausgerichtet ist, desto besser kommt das Anschreiben an.
  • Standardformulierungen z.B. durch eine Google-Suche prüfen und unbedingt vermeiden. Das Anschreiben sollte nicht den Eindruck von Massenware vermitteln. Mit einem individuellen Bewerbungsanschreiben geben Sie dem Leser das Gefühl, dass Sie Zeit und Energie in die Bewerbung investiert haben und wirklich interessiert sind. Jeder möchte ja gerne umgarnt werden, auch wir Personaler.

2. Formalien

Das Anschreiben ist maximal eine DIN-A4-Seite lang und im Layout wie ein Brief gestaltet. Entsprechend sollte der Adressat, möglichst mit Ansprechpartner, im Brieffenster positioniert sein. Besonders professionell wirkt es, wenn Sie Ihre Absenderadresse (Name, Straße, Ort) in einer kleineren Schriftart über dem Adressaten angeben, damit Ihr Name bereits auf dem ungeöffneten Brief erkennbar ist.

Ihre persönlichen Daten (Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer) sollten in identischer Form in der Kopfzeile des Anschreibens und Lebenslaufs erscheinen. Stellen Sie Ihren Namen nicht zu klein dar, immerhin sollte er auf jeder Seite schnell zu finden sein. Ergänzt werden die Formalitäten lediglich durch das Datum und die Betreffzeile, welche nicht durch den Begriff „Betreff“ eingeleitet werden muss.

3. Zielfokussierung

Ein gutes Bewerbungsanschreiben dient letztlich nur einem Zweck: der Personalverantwortliche soll Sie kennenlernen und zu dem Schluss kommen, dass Sie der geeignete Kandidat für das Unternehmen und die Position sind. Ich als Personaler stelle mir dabei folgende Fragen:

  • Warum bewirbt sich der Kandidat genau bei unserem Unternehmen?
  • Wieso bewirbt er sich auf die Stelle? Was ist seine Motivation?
  • Ist der Kandidat qualifiziert für die Tätigkeit?
  • Was gewinnt das Unternehmen durch seine Einstellung?
  • Was stellt der Kandidat sich vor (Gehalt, inkl. variabler Bestandteile, Einstiegstermin)?

Besonders überzeugend wirken Sie im Anschreiben dann, wenn Sie es schaffen Ihre Kompetenzen mit dem Unternehmenserfolg zu verbinden. Was gewinnt das Unternehmen ganz konkret durch Ihre Einstellung? Bei welcher Herausforderung können Sie das Zielunternehmen unterstützen? Welche Erfolge können Sie aus ähnlichen Kontexten vorweisen?

Fokussierung heißt aber auch: Bemühen Sie sich nicht um Vollständigkeit, sondern trauen Sie sich, auf „Zweitwichtiges“ zu verzichten.

4. Das Anschreiben

Einleitung: In der Einleitung sollten Sie Neugier wecken und einen Bezug zur Stelle herstellen. In maximal drei Zeilen stellen Sie ganz knapp Ihre Qualifikation und Motivation dar. „Als [Berufsbezeichnung] reizt mich die Position [Stellenbezeichnung] in Ihrem innovativen und werteorientierten Unternehmen besonders.“ Falls im zuvor persönlichen Kontakt mit Ihrem Ansprechpartner hatten, nehmen Sie in der Einleitung hierauf Bezug.

Hauptteil: Begründen Sie stichhaltig, warum Sie für die Zielposition geeignet sind. Orientieren Sie sich an der Stellenausschreibung und erläutern Sie, in welcher Form Sie die dort genannten Kompetenzen bereits vorweisen können. In welcher Position haben Sie die geforderte Tätigkeit und Aufgaben bereits ausgeführt? Welche Erfolge konnten Sie daraus generieren?

Auch Soft Skills sollten im Hauptteil nicht fehlen. Generell können Sie sich auch hier an der Stellenbeschreibung orientierten. Werden dort viele persönliche Eigenschaften gefordert, kann dieser Abschnitt auch mal vier bis fünf Zeilen lang werden. Bei wenig geforderten Eigenschaften würde ich den Absatz entsprechen kürzer halten. Wichtig ist, dass Sie die Schlagworte nicht nur nennen, sondern mit Beispielen belegen. So setzen Sie sich von Ihren Mitbewerbern ab!

Schluss: Verabschieden Sie sich mit einem Aha-Effekt. Machen Sie dem Leser deutlich, dass Sie der richtige Kandidat für die Position sind. Heben Sie sich durch individuelle Formulierungen ab und betonen Sie die Passung zwischen sich und dem Unternehmen. Sätze, wie „Über die Einladung zu einem persönlichen Gespräch würde ich mich sehr freuen“ sollten Sie vermeiden. Verwenden Sie besser den Indikativ, um Ihre Überzeugung zu unterstreichen. Einstellungstermin und Gehaltsvorstellungen werden hier genannt, aber nur, falls gefordert. Ansonsten können Sie darauf verzichten.

Zusammenfassung – so gelingt ein gutes Bewerbungsanschreiben:

Trauen Sie sich

  • Machen Sie direkt auf sich aufmerksam und starten Sie mit dem stärksten Argument, z.B.: „Als Vertriebsleiter habe ich den Umsatz Business Unit verdoppelt und möchte nun mit Zielunternehmen xy neue Wege gehen und weitere Erfolge erzielen.“
  • Lassen Sie Taten sprechen, u.a.: „In enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung habe ich eine innovative Vertriebsstrategie entwickelt und konnte die Kosten nachhaltig senken.“
  • Formulieren Sie kurz und prägnant. Jeder Satz sollte einen neuen Aspekt beinhalten.

Vermeiden Sie

  • Standardformulierungen, z.B. „Sehr geehrte Damen und Herren, mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenausschreibung aus der XY gelesen.“ oder „Ich zeichne mich durch Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke aus.“
  • Komplizierte, akademische Sprache: „Insbesondere die Option der weiteren Spezialisierung bei gleichbleibendem Gestaltungsspielraum in Synthese mit dem von Ihnen dargelegten Tätigkeitsprofil, reizt mich in höchstem Maße.“
  • Belehrung: „Mit Blick auf Ihre Unternehmenshistorie benötigen Sie dringend einen qualifizierten und durchsetzungsstarken Geschäftsführer.“
  • Heuchelei: „Sie stehen für Respekt, Vertrauen und Fairness. Nur auf dieser Basis kann Ihr erfolgreicher und zukunftsorientierter Führungsstil sicher …

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