Der Mensch kennt viele verschiedene Kommunikationswege. Der offensichtlichste ist immer die Sprache denn sie ist das, was uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Doch nicht nur die gesprochene Sprache ist dafür da, sich auszutauschen oder mitzuteilen, denn wie schon Paul Watzlawick feststelle: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Dies bedeutet, dass alleine unsere Körpersprache unserem Gegenüber mehr verrät als wir eigentlich wollen. Sie ist die stumme Sprache, die doch sehr offen vermittelt, was gerade in uns vorgeht.
Studien zufolge geht der Eindruck, den wir anderen von uns in einem Gespräch vermitteln, nur zu 7% auf das tatsächlich Gesagte zurück. Der Rest setzt sich aus unserer Körperhaltung, dem Gesichtsausdruck oder der Haltung unsere Hände zusammen. Im Extremfall kann unsere Körpersprache auch etwas völlig anderes vermitteln als unsere Worte. Dann wird es schwierig für unser Gegenüber wirklich zu verstehen, was wir eigentlich sagen wollen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Körpersprache einer Person ist tatsächlich etwas, das uns deutlich im Gedächtnis bleibt – denkt man beispielsweise an unsere mächtigste Frau im Lande Angela Merkel. Die Haltung Ihrer Hände ist zu einem Markenzeichen der Kanzlerin geworden und unverkennbar mit ihr als Person verknüpft. Ich schlage Ihnen jetzt nicht vor, sich auch eine derartige Pose anzueignen. Ich möchte Sie jedoch dazu auffordern, Ihre Körperhaltung bewusster wahrzunehmen und sich zu verdeutlichen, was Sie auf diesem Kommunikationsweg vermitteln wollen – und was lieber nicht. Wir haben ein paar Tipps für Sie gesammelt, wie Sie Ihre Körpersprache in Einklang mit Ihrer verbalen Kommunikation bringen und auf was dabei besonders zu achten ist. Probieren Sie es aus und merken Sie den Unterschied.
Bereits kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen. Wir können zwar unsere Körpersprache nie zu 100% kontrollieren, da manche Muskelgruppen unbewusst angesteuert werden. Ein Lachen ist beispielsweise nicht gleich ein Lachen. Ehrlich ist es nur, wenn bestimmte Muskelgruppen unter den Augen aktiviert werden. Dies ist jedoch nur möglich ist, wenn sich echte Freude nicht nur in Ihrem Gesicht, sondern auch im limbischen System Ihres Gehirns breit macht, das die Verarbeitung von emotionalen Zuständen zur Aufgabe hat. Und dies ist nicht bewusst steuerbar. Doch Sie können durchaus Ihre Körpersprache bewusst dem anpassen, was Sie vermitteln wollen oder zumindest dem Nicht-Kontrollierbarem gegensteuern. Hier sind unsere Tipps:
1. Haltung
Zunächst ist es wichtig, eine lockere Haltung einzunehmen und mit beiden Beinen fest am Boden zu stehen – sowohl im Stehen als auch im Sitzen. Ihr Oberkörper sollte gerade und Ihre Schultern etwas nach hinten gezogen sein. Lockern Sie sich ruhig vor einem Meeting oder Vortrag etwas auf, indem Sie Ihre Schultern „ausschütteln“. Das löst Verspannungen und ermöglicht eine gerade Körperhaltung.
Frauen machen häufig den Fehler, ihr Gewicht auf ein Standbein zu verlagern und vor Ihrem Körper die Hände zu halten, was einen eingeschüchterten Eindruck vermittelt und wenig mit Souveränität zu tun hat. Männer dagegen stehen gerne breitbeinig und mit den Händen in die Hüften gestützt vor ihrem Publikum. Wenn Sie Macht und Dominanz vermitteln wollen, dann können Sie dies mit dieser Pose ausdrücken. Seien Sie dann aber nicht überrascht, wenn keiner mehr mit Ihnen reden geschweige denn verhandeln möchte.
2. Kopf gerade halten
Mag einfach klingen, ist es aber nicht unbedingt. Vermeiden Sie es tunlichst, bei einem Gespräch oder einem Vortrag auf den Boden zu blicken. Das wirkt ausweichend und kann Ihrem Gegenüber zwei Dinge vermitteln: Sie haben Angst oder absolut kein Interesse.
3. Augenkontakt
Augenkontakt ist ein absolutes Muss wenn Sie eine Verbindung zu jemandem aufbauen und die Unterhaltung am Laufenden halten wollen. Wenn Sie einer Aussage Nachdruck verleihen wollen, dann suchen Sie zuvor den direkten Augenkontakt Ihres Gesprächspartners. Falls es Ihnen bei einem Vortrag schwer fällt, stets ein neues Paar Augen zu suchen, auf das Sie sich konzentrieren, dann nutzen Sie doch den Telepromter-Effekt wie Herr Klöppel das tagtäglich macht: Anstatt einer Person direkt in die Augen zu sehen, blicken Sie auf deren Scheitel.
Ab einer bestimmten Entfernung (wie das üblicherweise bei Vorträgen der Fall ist) kann unser menschliches Auge den Unterschied nicht wahrnehmen und die Person wird davon überzeugt sein, dass sie es ist, die Sie gerade so nett anlächeln. Sie sehen, tricksen ist erlaubt und gar nicht schwer.
4. Gesichtsausdruck
Sie sollten mit allen Mitteln das vermitteln, was Ihr Gegenüber von Ihnen wahrnehmen soll: Sie sind voll und ganz und mit all Ihrer Aufmerksamkeit an dem Gespräch interessiert und das sollten Sie auch anhand Ihres Gesichtsausdrucks vermitteln. Haben Sie stets ein leichtes Lächeln auf den Lippen, damit vermitteln Sie Offenheit und schrecken Ihre potentiellen Gesprächspartner nicht unnötig ab. Vermeiden Sie es, sich auf der Handfläche abzustützen oder gar mit dem Finger im Gesicht herumzuhantieren.
Das kann beim Gegenüber als Verschlossenheit oder Langeweile interpretiert werden. Ihre Augen sollten stets aufgeweckt und freundlich sein. Vermeiden Sie, die Stirn zu runzeln oder die Lippen zu spitzen, außer Sie denken gerade angestrengt darüber nach, wie Sie Ihren Kunden am besten von Ihrem Produkt überzeugen können. Mimik verrät unsere Geadanken leichter als Sie denken.
5. Nicken
Um Ihrem Gegenüber zu signalisieren, dass Sie an dem Gespräch interessiert sind, nicken Sie hin und wieder, dadurch können Sie auch bei einem Monolog mitteilen, dass Sie immer noch aufmerksam zuhören.
6. Setzen Sie Ihre Hände ein
Wo nur hin mit den Händen. Falls Sie sich gerade im Stehen mit jemandem unterhalten, dann unterstreichen Sie entweder das Gesagte durch offene Gesten (Arme angewinkelt, Handflächen nach oben) oder lassen Sie die Hände seitlich nach unten hängen. Das mag Ihnen anfangs etwas unangenehm sein, da es für Sie eine ungewohnte Pose ist, vermeidet jedoch falsche Eindrücke zu vermitteln. Verschränken Sie beispielsweise die Arme oder Hände hinter dem Rücken, sind Sie völlig offen und strecken Ihre Brust potentiellen Angreifern quasi entgegen.
Die Arme vor der Brust zu verschränke zeugt jedoch von völliger Verschlossenheit und lässt eher auf Zurückweisung schließen. Hände in den Hosentaschen ist auch keine Option oder wollen Sie wie die coolen Kids von nebenan wirken? Auch am Verhandlungstisch können offene Handflächen auf Ihren Gesprächspartner einladend wirken und die Kommunikation untereinander erleichtern.
7. Hände schütteln
Eine Studie hat herausgefunden, dass Ihr Gegenüber sich doppelt so häufig an Sie erinnert, wenn Sie ihm die Hand geschüttelt haben. Der „Shake-Hands“ ist inzwischen nicht mehr nur ein Zeichen der Versöhnung oder der Verbrüderung, sondern sagt etwas über Ihre Persönlichkeit aus. Strecken Sie beispielsweise Ihre Hand immer seitwärts aus, nie mit der Innenseite nach oben (vermittelt Unterwürfigkeit) oder nach unten (vermittelt Überheblichkeit). Treten Sie auf gleicher Augenhöhe auf, halten Sie immer Ihre rechte Hand bereit und blicken Sie der Person in die Augen bevor Sie ihre Hand schütteln.
Ein fester Händedruck (ohne dabei die Hand des anderen zu zerquetschen) hinterlässt einen positiveren Eindruck als wenn nur die Fingerspitzen der Hand die Handfläche Ihres Gegenübers berühren. Ansonsten wird sich die Person für den Rest ihres Tages fragen, was Sie zu verbergen hatten.
8. Lassen Sie Platz
Rücken Sie Ihrem Gesprächspartner nicht zu sehr auf die Pelle. Lassen Sie genügend Platz, nur so kann sich Ihr Eindruck auch vollständig entfalten. Zudem vermitteln Sie Selbstvertrauen, wenn Sie es schaffen, viel freien Platz auszufüllen und sich in Ihrer Haut wohl fühlen. Achten Sie dennoch stets darauf, nicht zu präsent und überheblich zu wirken. Der Mittelweg ist hier die Lösung.
9. Beine nicht überkreuzen
Egal ob Sie am Tisch sitzen oder stehen, überkreuzen Sie nie Ihre Beine. Auch nervöses Wippen ist Tabu. Dadurch wirken Sie unseriös und verkrampft also versuchen Sie es einfach zu vermeiden.
10. Seien Sie vorsichtig mit übermäßigem Körperkontakt
Es gibt Menschen, für die Körperkontakt völlig in Ordnung ist und für die eine kurze Berührung ein Zeichen von Sympathie ist. Dies kann jedoch die Grenzen anderer deutlich überschreiten, vor allem, wenn sich zwei Gesprächspartner unterschiedlichen Geschlechts gegenüberstehen. Hier gilt: Lieber Vorsicht als Nachsicht. Achten Sie darauf, wie sich Ihr Gegenüber verhält und ob eine derartige Geste angebracht ist. Sonst kann sich Ihr Eindruck sehr schnell vom Positiven ins Negative wenden.
Wenn Sie Ihre Körpersprache verbessern wollen, dann entwickeln Sie einfach ein besseres Bewusstsein. Üben Sie doch einfach etwas vor dem Spiegel, Sie mögen sich dabei vielleicht etwas albern vorkommen aber bekommen dadurch ein direktes Feedback, was Ihre Körpersprache vermittelt. Und denken Sie immer daran: Jede Veränderung hat einen sofortigen Effekt. Wenn Sie mehr lächeln, fühlen Sie sich selbst glücklicher. Wenn Sie aufrecht sitzen, fühlen Sie sich energischer und wenn Sie einen Gang zurückschalten, fühlen Sie sich ruhiger.