Trump und Macron lieferten sich ein Händedruck-Duell auf Augenhöhe. Nicht ohne Hintergedanken. Wer ist stärker? Wer erdrückt sich Respekt? Wir klären auf, warum der Händedruck mehr als nur eine Geste der Körpersprache ist. Und wie der ideale Händedruck aussieht.
Welch hohe globalen Medienwellen ein simpler Händedruck schlagen kann, ist spätestens seit Donald Trumps Machtübernahme im Weißen Haus bekannt. Trump begrüßt jeden seiner politischen Gäste auf seine, sagen wir mal recht originelle Art. Den japanischen Premier Shinzo Abe hielt er mit einem kräftigen und überlangen Händeschütteln im Bannkreis seines mächtigen Egos. Angela Merkel verweigert er gar den üblichen zweiten Handschlag vor der Presse. Im frisch gewählten französischen Präsidenten Emmanunel Macron ist dem präsidialen „Knochenbrecher“ nun aber augenscheinlich ein gleichrangiger Rivale erwachsen.
Respekt, Monsieur Macron!
Nach einem ersten Zusammentreffen in Brüssel, bei dem Trump Macrons Hand ordentlich traktierte, kam es nun beim G7-Gipfel auf Sizilien zum nächsten Handshake-Duell auf Augenhöhe. Macron ließ nicht locker. Bis die Knöchelchen weiß wurden. Um sich danach zu outen: „Mein Händedruck mit ihm war nicht ohne Hintergedanken“, denn ein Händedruck sei „ein Moment der Wahrheit. Man muss zeigen, dass man keine kleinen Zugeständnisse macht, nicht einmal symbolisch.“ Macrons Ziel war es also, sich über den ungewöhnlichen festen Händedruck bei seinem Gegenüber Respekt zu verschaffen.
Von Knochenbrechern, Ranziehern und Wegschiebern
Im Alltag begegnen uns mehr als 15 Arten des Händedrucks. Die Körpersprache-Expertin Tatjana Strobel kennt zum Beispiel den „Knochenbrecher“. Musterexemplar? Donald Trump. „Er zeigt seine Stärke, unter Missachtung der ungeschriebenen Regel, dass man sich beim Händedruck auf den Druck des anderen Menschen einstellt. Auch im übertragenen Sinne fehlt diesem Menschen oft das Gespür für andere, oder er möchte von Anfang an klarmachen, dass er nicht so schwach ist, wie er aussieht.“ Wie wäre es mit dem „Wegschieber“? Wladimir Putin wäre so einer, erklärt Strobel, denn das Wegschieben „drückt einen Dominanzanspruch aus“. Und der „Ranzieher“? „Obama, wenn er jemanden mochte!“
Körpersprache – bewusst oder natürlich?
Grundsätzlich unterscheidet Strobel aber zwischen „dem natürlichen Händedruck und dem bewusst eingesetzten Händedruck. Über meinen Händedruck zeige ich mir und meinem Gegenüber, wie es um mein Selbstwertgefühl und um mein Selbstbewusstsein bestellt ist. Macron hat sich vor dem Treffen mit Trump bewusst entschieden, seinen Händedruck zu verändern.“ Aber nicht der Händedruck allein habe ihm Respekt verschafft, sondern vielmehr das Zusammenspiel von Blickkontakt und körperlicher Haltung. Das „Handgate“ deutet sie gar als „Rivalenspiel“ zweier Machtmenschen.
Warum ist ein Händedruck so wichtig?
Ein Handschlag schafft Vertrauen und auch eine persönliche Bindung. Der Händedruck ist gerade in beruflichen Situationen ja die erste körperliche Berührung mit einem Menschen. „Da passiert etwas, hier beginnt nach dem Blickkontakt wirklich der persönliche Kontakt“, erklärt Tatjana Strobel. Und Berührungen sind eine intime Geste. „Innerhalb weniger Sekunden scannen wir uns unbekannte Menschen ab und schätzen sie ein. Wir machen uns in diesen Augenblicken auch ein Bild darüber, ob der andere stärker oder schwächer ist als wir selbst oder ob wir es mit jemandem zu tun haben, der uns ebenbürtig ist. Das Ergebnis unserer Einschätzung geht in unseren Händedruck ebenso mit ein wie die Sympathie oder Antipathie, die wir für den anderen empfinden.“ Doch dafür brauche es Empathie.
Feuchte Hände
Feuchte Hände deuten oftmals auf eine gewisse innere Unruhe hin, sie entstehen vor allem in Stresssituationen, wie Vorstellungsgesprächen oder wichtigen Konferenzen. Der Körper schaltet dann auf einen Alarm-Modus um und schüttet Schweiß aus. Dagegen helfen Entspannungstechniken und natürlich auch das Abtrocknen vor dem Händedruck.
Und der ideale Händedruck?
Es gibt durchaus gängige (Anstands)Regeln für einen Händedruck. Demzufolge sollte dieser nicht länger als 3 Sekunden dauern, erklärt Körpersprache-Expertin Strobel in ihrem Buch „Ich weiß wie Du fühlst“. Dauert ein Händedruck länger als 3 Sekunden, wird er zur Machausübung. Man hält das Gegenüber sprichwörtlich fest, gefangen. Beim idealen Händedruck „berühren sich die Handflächen, die ja eine sehr emotionale Zone sind. Und mit dem Daumen umschließt man die Hand des Anderen. Beim Druck empfehle ich einen Mittelweg – nicht zu lasch und nicht zu stark.“ Zu lasch? Für Donald und Emmanuel undenkbar.
Über den Autor
Jörg Peter Urbach ist Autor, Redakteur und Blogger aus Sprachleidenschaft. Seit mehr als 25 Jahren schreibt er. Für Print und Online. Konzepte. Geschichten. Fachartikel. Nach seinem Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Literaturwissenschaft arbeitete Jörg Peter als Editorial Manager im klassischen Musikbusiness. Als langjähriger Chefredakteur des Portals wissen.de weiß er, wie man Leser begeistert und Themen findet.
Wenn der gebürtige Kieler nicht schreibt, durchwandert und fotografiert er die Alpen. Oder lauscht der Oper. Mit Achtsamkeit.