Der Termin mit einem Headhunter steht an – und so manch einer mag da im Vorfeld schwitzende Hände bekommen. Nervosität macht sich breit, der Puls geht hoch. Doch eigentlich muss das nicht sein. Michael Güttes, Vice President bei Mercuri Urval in Düsseldorf, erklärt, wie es gelingt ein entspanntes und erfolgreiches Gespräch zu führen.
1. Auf welche Frage sollte der Kandidat immer eine Antwort in petto haben?
Wir haben keinen festen Fragenkatalog, da sich die Fragen ganz individuell immer auf die Position, die Persönlichkeit sowie den Werdegang des Kandidaten beziehen. Jedoch gehört zur Standard-Procedere das Fragen nach den Gehaltsvorstellungen und der Kündigungsfrist.
2. Welche Fragen sind im Bewerbungsgespräch zu vermeiden?
Nun, im ersten Gespräch mit dem jeweiligen Unternehmen sollte das Gehalt oder ein Dienstwagen nicht Gegenstand sein. Den groben Rahmen beim Gehalt haben wir schon vorher abgeklärt. Unternehmen wollen in erster Linie Kandidaten, die vor allem eine große Motivation mitbringen, für sie zu arbeiten. Monetäre Anreize sollten nicht das Hauptmotiv sein.
3. Die Anforderungen an Kandidaten werden immer höher. Mit welchen Eigenschaften können sie bei Unternehmen besonders punkten?
Offenheit, Flexibilität und Umgänglichkeit sind besonders gefragt. Da die Produktzyklen immer kürzer werden, benötigen Unternehmen Führungskräfte, die sich sowohl auf neue Anforderungen und Themen einstellen können als auch über ein kommunikatives Handwerkszeug verfügen.
„Lebenslanges Lernen ist eine sehr wichtige Eigenschaft.“
4. Drehen wir den Spieß um: Welche Qualitäten muss ein Top-Personalberater mitbringen, um Sie zu überzeugen?
Das Verfahren sollte transparent, reibungslos und zügig ablaufen. Schließlich profitieren beide Seiten davon. Zudem kann ein Bewerber eine zuvorkommende Behandlung erwarten, sowie ein realistisch gezeichnetes Bild des Unternehmens. Denn nur so kann ein Bewerber einschätzen, ob das Unternehmen und er zusammenpassen.
5. Sind Headhunter noch Kandidaten über 40 interessiert?
Meiner Erfahrung nach spielt das Alter eines Kandidaten für Unternehmen eine immer geringere Rolle. Grund: Heute sind Kandidaten oftmals nur vier bis fünf Jahre in einer Position. Entscheidend ist dabei der Lebenslauf. Der Kandidat muss sich nachvollziehbar entwickelt haben und niemals damit aufhören, an sich zu arbeiten. Lebenslanges Lernen ist eine sehr wichtige Eigenschaft.
6. Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie für ihre Kandidatensuche?
Wir beschränken uns nicht auf einen Kanal, sondern nutzen alle möglichen Quellen: Das reicht vom eigenen Netzwerk, interne und externe Datenbanken wie Experteer bis hin zu Sozialen Business-Netzwerken. Damit wir allerdings passende Kandidaten identifizieren können, sollten sie ihre Profile up-to-date halten. HR-Berater sind darauf angewiesen und nutzen diese Informationen.
7. Was war ihr ungewöhnlichstes Suchmandat?
Führungspositionen in Weltkonzernen zu besetzen ist immer außergewöhnlich – jede Stelle für sich. Besonders spannend ist diesbezüglich das Finden von geeigneten Kandidaten für Aufsichtratsmandate. Denn diese Jobs gewinnen für Unternehmen zunehmend an Bedeutung.
Profile in Sozialen Netzwerken up-to-date halten
8. Wie identifizieren sie potenzielle Kandidaten für Gespräche?
Mit Hilfe der digitalen Welt können wir viele technische Fähigkeiten und Voraussetzungen, wie zum Beispiel Management-Erfahrung oder Programmiersprachen, leichter und schneller herausfinden. Deswegen konzentrieren wir uns im direkten Gespräch wie auch im späteren Assessment vielmehr auf die Persönlichkeit des Kandidaten.
9. Was kann ein Kandidat tun, um souverän bei einem Anruf ihrerseits zu reagieren?
Ein guter HR-Berater bringt sofort in Erfahrung, ob sein Anruf gerade passt oder ob erst später miteinander telefoniert werden kann. Grundsätzlich sollte ein Kandidat gesprächsbereit sein, denn es könnte sich um „seine“ Chance handeln, die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen.