Neue Zeiten erfordern neues Handeln: Die Digitalisierung, kürzere Innovationszyklen und sich ständig verändernde Kundenwünsche setzen die Unternehmen mächtig unter Druck. Mit herkömmlichen Strukturen lassen sich die Herausforderungen kaum bewältigen. Das Zauberwort heißt Agilität. Schnellboote statt schwerfällige Tanker sind gefragt. „In einem äußerst dynamischen Umfeld technologischen Wandels und permanenter Veränderungen exzellente Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, steht beim agilen Arbeiten im Fokus“, sagt Christian Düngfelder, Geschäftsführer bei MINT Solutions.
Agilität: Mehr als Flexibilität und Geschwindigkeit
Doch was heißt das genau? Schnell, flexibel und wendig – so lässt sich das Wort „agil“ am besten beschreiben. Doch beim „agilen Arbeiten“ geht es nicht allein um Geschwindigkeit. Vielmehr setzt es einen fundamentalen Wandel der gesamten Organisationsstruktur voraus. An die Stelle klassischer Hierarchien treten flexible Selbstorganisationen, bei denen ein Arbeiten in autonomen Teams im Mittelpunkt steht. Jeder einzelne Mitarbeiter erhält wesentlich mehr Freiheit und Eigenverantwortung als bisher.
Agile Methoden sollen mehr Transparenz in den täglichen Workflow bringen und die Teamkommunikation fördern. Zudem helfen sie, mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Ursprünglich in der IT-Welt eingeführt, halten agile Unternehmenskulturen nun auch in Deutschland zunehmend Einzug in andere Branchen: Vom Einzelhandel bis zur Automobilindustrie, vom Konzern bis zum Start-up – agile Prozesse sind immer mehr en vogue.
Proaktives Handeln und schnelles Reagieren auf Veränderungen
Agilität ist mehr als nur ein neues, hippes Buzzword: „Der Ansatz des agilen Arbeitens ist essentiell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, Mitarbeiter zu binden und Innovationen vorzubringen. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung fordert von jedem Unternehmen ein schnelleres Reagieren auf Veränderungen als bisher. Und mehr denn je proaktives Handeln. Die Software- und Internetgiganten im Silicon Valley wären ohne diesen Drive längst nicht so erfolgreich“, erklärt Christian Düngfelder.
Nachwuchskräfte schätzen mehr Freiheit und Selbständigkeit
Agile Unternehmenskulturen sind auch eine Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel und die veränderten Ansprüche der Generation Y und Z an die heutige Arbeitswelt. „Denn die Nachwuchskräfte von morgen ticken ganz anders. Sie möchten selbstorganisiert arbeiten und sich nicht mehr wie ihre Vorgänger in starre Systeme drängen lassen“, so der Geschäftsführer der auf MINT-Berufe spezialisierten Personalberatung.
Größte Herausforderung: Die Angst vor Veränderung
Doch der Wandel von hierarchischen zu agilen Strukturen ist trotz anfänglicher Begeisterung kein Selbstläufer. Wie bei jedem Changeprozess gilt es zunächst, fehlende Akzeptanz und Unsicherheit als größte Hürden zu überwinden. „Ich habe beobachtet, dass die Umstellung auf agile Methoden als Druck empfunden werden kann. Insbesondere, da die Arbeitsergebnisse jedes Einzelnen nun plötzlich täglich für jeden sichtbar werden und die Mitarbeiter selbst die Verantwortung übernehmen müssen. Obwohl sich Mitarbeiter grundsätzlich mehr Verantwortung wünschen, stehen ihnen anfangs meist die eigenen Emotionen im Weg: Vor allem die Angst vor Veränderung, vor etwas Neuem“, so Christian Düngfelder.
Mehr Verantwortung für Mitarbeiter, weniger Macht für Manager
Agiles Arbeiten verlangt von den Mitarbeitern ein höheres Maß an Eigenverantwortung, Kritikfähigkeit, einen gewissen Reifegrad und Bereitschaft zur Selbstreflexion. Das heißt auch, dass sie immer mehr in eine Art Führungsrolle hineinwachsen müssen.
Der wichtigste Punkt für Manager ist es, wirklich Vertrauen in die Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten zu haben. Da durch die zunehmende Selbstverantwortung der Teammitglieder immer mehr klassische Managementaufgaben abgegeben werden, müssen die Führungskräfte auch lernen, mit ihrem Verlust an Macht umzugehen. In agilen Unternehmen tauschen sie die Rolle des Entscheiders gegen die Rolle des Moderators ein. Damit dieses neue Zusammenspiel gelingt, sind Regeln und klar definierte Ziele wichtig.
9 kritische Erfolgsfaktoren für agiles Arbeiten
Die Wissenschaftler Isabel Reichel und Lutz Becker von der Hochschule Fresenius haben folgende neun Punkte als kritische Erfolgsfaktoren für das Gelingen von agilem Arbeiten identifiziert:
- Vertrauen
- Selbständigkeit
- Reflexion und Kritikfähigkeit
- Zieldefinition und Vision
- Offene Kommunikation & Kooperation
- Mut zur Veränderung und Durchhaltevermögen
- Fokussierung
- Kundennähe
- Transparenz
Welche Rolle spielt das Thema Agilität beim Jobwechsel?
Auch bei der Recruitierung neuer Mitarbeiter und Manager achten immer mehr Unternehmen auf ein „agiles Mindset“. Doch da agile Unternehmenskulturen vielfach erst im Entstehen sind, dürfte es derzeit noch nicht viele Berufstätige mit entsprechender Erfahrung geben. Wie lässt sich nun bei Kandidaten dieses agile Mindset erkennen? Hier kann eine erfahrene Personalberatung hilfreich sein, die über entsprechende Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt.
„Bei unserer Arbeitsweise steht der Mensch im Mittelpunkt. Denn beim Thema Agilität geht es vor allem um eine Geisteshaltung. Wir haben ein sehr gutes Gespür dafür entwickelt, bereits in ersten Gespräche herauszufinden, wie ein Kandidat tickt. Es gibt keine Stichpunktliste, um Agilität abzuprüfen. Aber wenn der Kandidat zum Beispiel immer das letzte Wort haben oder immer alles kontrollieren muss, dann entspricht das nicht unbedingt einem agilen Mindset“, so Christian Düngfelder. Die Erfahrung kommt bei MINT Solutions auch aus dem eigenen Haus. Die Personalberatung hat vor einigen Jahren selbst agiles Arbeiten eingeführt.
Fazit
In der Arbeitswelt der Zukunft wird Agilität immer wichtiger. Um im verschärften Wettbewerb zu bestehen, können sich die Unternehmen einem fundamentalen Wandel der Organisationsstrukturen mit selbstverantwortlichen Mitarbeitern und autonomen Teams nicht mehr entziehen. Gleichzeitig wird auch von Fach- und Führungskräften bei der Besetzung von neuen Stellen zunehmend ein „agiles Mindset“ gefordert.