Warum gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen – abgesehen von unserer Frau Kanzlerin versteht sich? Diese Frage beschäftigt schon seit Jahren Gesellschaften rund um den Globus und es gibt mehrere Statistiken, die dieser Debatte neuen Zündstoff bieten. Etwa 46% der Arbeitnehmer in der EU sind weiblich. Dabei haben Frauen im Durchschnitt eine höhere Bildung als ihre männlichen Kollegen: 34% der berufstätigen Frauen verfügen über eine Form der Hochschulausbildung während berufstätige Männer in diesem Bereich nur 28% ausmachen.
Bisher sind Frauen in den höheren Hierarchien jedoch unterrepräsentiert und in der Führungsriege von Unternehmen deutlich in der Unterzahl. Im April 2013 setzten sich die Vorstandschaften der öffentlich gelisteten Großunternehmen der 27 EU-Staaten zu 16,6% aus weiblichen Mitglieder zusammen.
Studien aus verschiedenen Ländern weisen darauf hin, dass Unternehmen mit einer höheren Frauenquote in Senior Positionen bessere organisatorische und finanzielle Leistungen sowie Unternehmensführung zeigen. Zudem bedeutet ein Mangel an Frauen in der Führungsetage, dass weibliche Talente vergeudet werden.
Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum derartige Geschlechtsunterschiede auf der Führungsebene herrschen. Um diese Unterschiede zu milden, ist es für Senior Manager entscheident, die Hauptbarrieren zu verstehen, die für dieses Phänomen verantwortlich sind. Nur dann kann effektiv gehandelt werden.
1. Geschlechtsstereotpye führen zu Widerstand gegen Frauen in Führungspositionen
Es herrschen mehrere Vorurteile gegenüber Frauen in Management-Positionen. Diese Frauen werden häufig als betrügerisch, penetrant, aggressiv, grob oder eigennützig bezeichnet, während diese Eigenschaften bei männlichen Führungskräften geschätzt wird. Zudem werden Frauen häufig als nicht ausreichend ambitioniert bewertet. Diese Vorurteile entkräftigen Frauen in Ihrer Zielsetzung und Zusammenarbeit mit dem eigenen Team.
Aktuelle Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Einstellung der Frauen gegenüber ihrer Arbeit generell und im Spezifischen gegenüber Führungspositionen oberflächlich gesehen als unambitioniert bezeichnet wird, zumindest wenn man sie mit ihren männlichen Kollgen vergleicht.
2. Probleme mit dem Führungsstil
Aufgrund der typischen Geschlechterrollen fällt es Frauen häufig schwer, einen Führungsstil aufzubauen, mit dem sie selbst und auch ihr Umfeld sich wohlfühlen. Dieser Führungsstil muss weibliche Eigenschaften mit Führungsqualitäten verbinden. Man kann häufig beobachten, dass Frauen es vorziehen, der Meinung anderer zu folgen anstatt ihrem Instinkt und ihrem natürlichen Verhalten nachzugehen. Dies führt jedoch zu einem Gefühl von mangelnder Authentizität, was wiederum das Vertrauen anderer in diese Person negativ beeinflusst.
Wenn einer Führungsperson nicht vertraut wird, werden deren Entscheidungen nicht akzeptiert und ordnungsgemäßg umgesetzt. Frauen sind dafür bekannt, einen kollaborativen und teilnehmenden Führungsstil zu bevorzugen, weshalb sie oft den Eindruck erwecken, dass sie ihren eigenen Entscheidungen nicht vertrauen, unentschlossen sind und ihnen die Authorität in der Führung fehlt.
3. Herausforderungen des Familienlebens
Frauen sind immer noch die primäre Bezugsperson innerhalb einer Familie wenn es um jegliche Familienangelegenheite geht. Von Frauen wird erwartet, dass sie ihre Karriere für die Familiengründung unterbrechen oder sie sogar völlig aufgeben. Dadurch machen sie langsamere Fortschritte und verdienen weniger als ihre männliche Kollegen, denn Unternehmen sind davon überzeugt, dass die eigene Karriere nicht oberste Priorität bei Frauen hat.
Studien zeigen, dass Frauen in Management-Positionen häufig kinderlos sind oder mit der Familiengründung gewartet haben, bis sie ihre Karriereziele erreicht haben. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Frauen, die eigentlich auf Karrierekurs im Management waren, plötzlich von der Bildfläche verschwinden, sobald ein Kind ins Spiel kommt? Denn Mütter können die für eine hohe Führungsposition notwendigen, flexiblen Arbeitszeiten nicht mehr garantieren. Bei Männern jedoch muss sich ein Unternehmen darüber weniger Gedanken machen.
4. Schwierigkeiten beim Ausbau des Sozialkapitals
Ein wichtiger Teil einer Führungsposition umfasst auch das Unternehmen angemessen zu vertreten. Dafür ist eine gewisse Präsenz in unternehmerischen und sozialen Kreisen nötig. Frauen, die die Balance zwischen Arbeit und Familie finden müssen, bleibt jedoch sehr wenig Zeit, im professionellen Bereich Kontakte zu knüpfen oder an Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeiten teilzunehmen.
Ein effektives Netzwerk ist jedoch unabdingbar, um mit den Entwicklungen innerhalb einer Industrie mithalten zu können und neue Möglichkeiten zu erhalten. Aber auch wenn eine Frau sich genügend Zeit nehmen würde, bauen viele Netzwerkaktivitäten auf Interessen der männlichen Mehrzahl auf: Golf, Tennis, Trekking…
5. Mangel an Mentoren/Sponsoren
Das Konzept der Mentorenschaft ist eine langwierige Sache und vor allem in Männerdomänen verbreitet. Mentoren fühlen sich tendenziell eher für Kollegen desselben Geschlechts verantwortlich und sind ihnen gegenüber unterstützender, ermutigender und hilfsbereiter. Zudem werden viele Männer aufgrund gewisser Regeln bezüglich der Zusammenarbeit am Arbeitplatz Skrupel davor haben, Frauen als Mentor zur Verfügung zu stehen, aus Angst vor negativen Konsequenzen.
Die negativen Stereotype bezüglich der gesellschaftlich geprägten Arbeitsethik hindert Frauen daran, in ihrer Karriere voranzuschreiten. Die Gesellschaft ermutigt Frauen nicht, die Führungsposition in einem Unternehmen zu übernehmen, sondern lediglich im Haushalt. Wie denken Sie über Führungsverhalten in Ihrem Team?